: Erste Hürde im Klöckner-Vergleich
■ Erste Gläubigerversammlung stimmte Verzicht mit Mehrheit zu
In der ersten der drei für diese Woche angesetzten Versammlungen haben die Gläubiger der Obergesellschaft Klöckner-Werke AG dem vorgelegten Vergleichsvorschlag mit mehr als 99 Prozent zugestimmt. Damit konnte das Unternehmen die erste Hürde im letzten Akt des Vergleichsverfahrens erwartungsgemäß meistern.
Ohne allzu großes Bangen dürfte der Vorstandschef der Klöckner-Werke, Hans Christoph von Rohr, auch den für Dienstag und Mittwoch angesetzten Versammlungen der Gläubiger der Stahltöchter Klöckner Stahl GmbH und Klöckner Edelstahl GmbH (alle Duisburg) entgegensehen, die in getrennten Verfahren ebenfalls über den Vorschlag abstimmen werden. Insgesamt sollen die Gläubiger auf rund 1,4 Milliarden Mark ihrer Forderungen in Höhe von 2,7 Milliarden verzichten. Über die endgültige Annahme des Vergleichs wird jedoch der für das Verfahren zuständige Duisburger Amtsrichter Hermann-Josef Schmahl entscheiden, der sein Votum am 15. Juni bekanntgeben will.
Bereits im Vorfeld der Versammlungen hatten die wichtigsten Klöckner-Gläubiger dem Vergleich in einer außergerichtlichen Vereinbarung zugestimmt. Nur eine Minderheit von knapp 50 der rund 300 von dem Duisburger Amtsgericht zu diesem ersten Termin geladenen Gläubiger hatte sich am Montag persönlich in der Veranstaltungshalle eingefunden. Keiner von ihnen nutzte die Möglichkeit, unter dem Tagesordungspunkt Aussprache wenigstens noch einmal Frust und Ärger über den Verlust loszuwerden.
Der Vorstandsvorsitzende der Klöckner Werke AG, Hans Christoph von Rohr, betonte das „aufrichtige Bedauern“ des Unternehmens und seiner Mitarbeiter angesichts des schmerzlichen Verzichts, der den Gläubigern zugemutet werde.
In dem nun vorgelegten Vergleichskonzept hatte sich die Klöckner Stahl GmbH bereiterklärt, die Kapazität des Bremer Werks bei Roheisen um 33 Prozent auf 2,4 Millionen Jahrestonnen und bei Rohstahl um rund 20 Prozent auf 2,8 Millionen Jahrestonnen zu reduzieren. Zu weiteren Beiträgen zur Kapazitätsreduzierung sei das Unternehmen im Rahmen einer Kooperation bereit, hatte der Konzern erklärt.
Der am Montag für die Obergesellschaft gebilligte Vergleichsvorschlag sieht die Erfüllung der Gläubigerforderungen zu Quoten von 40 und 60 Prozent vor. Neben der Erfüllung der Vergleichsquoten sollen die Gläubiger Besserungsscheine erhalten, die ihnen unter anderem für einen Zeitraum von acht Jahren ein Drittel der „verwendungsfähigen Ergebnisse“ der nicht vom Vergleich betroffenen Konzernbereiche Kunststoff und Maschinenbau sichern sollen. In den beiden in der Klöckner Mercator Maschinenbau GmbH (KMM) zusammengefaßten Bereichen erwirtschaftete das Unternehmen im Geschäftsjahr 1991/92 rund zwei Drittel seines Weltumsatzes von 7,1 Milliarden DM.
Nach dem Abschluß des Vergleichsverfahrens wollen die Klöckner Werke AG (Duisburg) die Gespräche über Kooperationen im Stahlbereich wieder aufnehmen. Das bestätigte am Montag ein Klöckner-Sprecher in Duisburg. dpa
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