: Leidenschaft ist unbezahlbar
■ Acht aus Zehn: Erfolge kultureller Filmförderung in einer Schau versammelt
: Erfolge kultureller
Filmförderung in einer Schau versammelt
Wenn auch der Film 1993 in Hamburg kein eigenes Fest bekommt, so feierte nun das Filmbüro am Montag und Dienstag die Arbeit deutscher Regisseure unter dem Motto Acht aus Zehn. Die Zahlen stehen für die acht von zehn für den Filmpreis 1993 nominierten Filme, die mit Hilfe der kulturellen Filmförderungen in Nordrhein- Westfalen, Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg realisiert wurden.
In der „nicht unkomplizierten Situation der Filmförderung“, so der Filmbürochef Torsten Teichert, wollen die fünf Förderbüros, die im Jahr zusammen 20 Millionen Mark zu vergeben haben, künftig enger zusammenarbeiten, um die Chancen deutscher Produktionen in der von amerikanischen Bilderwelten dominierten Kinolandschaft zu verbessern. Mit der Filmschau Acht aus Zehn hatte das Publikum die eher seltene Gelegenheit, die preisgekrönten Streifen zu sehen. Denn viele der der ausgezeichneten Filme haben bisher keinen Verleih und können nur noch auf die Ausstrahlung im Fernsehen hoffen. Detlev Bucks Wir Können auch anders gehört mit bisher 380 000 Besuchern schon zu den Spitzenreitern. Um jedoch Gewinn einspielen zu können, müßten sich drei Millionen Zuschauer das Roadmovie ansehen.
Claus Boje von der Buck-Boje- Filmproduktion betonte, man müsse sich daran machen, Marktsegmente zu erobern und für spezielle Filme auch spezielle Kinos suchen, um das Publikum mit Kinoereignissen zu erreichen.
Thomas Frickel, Regisseur des Dokumentarfilms Der Störenfried, beschrieb die Lage des deutschen Films in den neuen Ländern. Die meisten „Film-Clubs“ seien abgwickelt oder von der Treuhand an Kinoketten verscherbelt worden, die keine ambitionierten Filme wollen, sondern ihr Programm mit stetem Blick auf die Kasse machten. Das
1konnte Verleiher Wolfgang Idler nur bestätigen: „83 bis 90 Prozent des Kinoprogramms sind mit internationalen Produktionen belegt.“
Mit Kritikerschelte hielten sich die Filmer zurück. Man mühte sich jedoch zu betonen, daß der deutsche Film besser als sein Ruf sei. Auch gehe es bei der Förderung inländischer Produktionen nicht um falsche Heimatliebe, sondern
1darum, Lebenswirklichkeiten des Publikums auf die Leinwände zu bringen, die von einer bunten Hollywood-Einheitswelt beherrscht sind. Andererseits ließen sich deutsche Produktionen nur bedingt exportieren, da beispielsweise die Komik eines Drehbuchs von Ernst Kahl (Wir können auch anders) nicht unbedingt in jede andere Sprache übersetzbar sei.
1Einig war man sich, daß der Streit zwischen „wirtschaftlicher“ und „kultureller“ Filmförderung unproduktiv ist. Doch wie sagte Kirsten Ellerbrake vom Filmbüro Nordrhein-Westfalen: „Es gibt kein Patentrezept“. Die Bundesfilmschauen sollen in den kommenden Jahren an wechselnden Orten stattfinden und 1999 vielleicht wieder in Hamburg. jk
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