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Brandstiftung in Schnelsen

■ Brandanschlag auf türkisches Restaurant / Niemand verletzt / Motivation noch unklar

/ Niemand verletzt / Motivation noch unklar

Unbekannte haben gestern nacht auf das türkische Restaurant „Saray“ in der Schnelsener Heidlohstraße einen Brandanschlag verübt. Verletzt wurde niemand. Über das Motiv tappt die Polizei noch im Dunkeln. Polizeisprecher Werner Jantosch: „Wir ermitteln in alle Richtungen.“

Die Brandstifter waren gegen zwei Uhr nachts in den Keller des Lokals eingebrochen und hatten zwei Brandsätze gelegt. Zuvor hatten sie eine Glaswand mit einem vor dem Haus deponierten Bierfaß eingeschlagen. Obwohl das zerbrechende Glas erheblichen Krach verursacht haben muß, hat kein der Anwohner etwas bemerkt. Bevor die Flammen auf das Lokal übergreifen konnten, hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Der schwarze Ruß richtete im Gastraum aber erhebliche Schäden an.

In Schnelsen herrschte gestern Entsetzen: Einige SchülerInnen des Gymnasiums Niendorf zogen vors „Saray“ und errichteten eine Mahnwache. Ein Schüler zur taz: „Wir verurteilen die Brandanschläge der vergangenen Nacht und fordern: Laßt so etwas nicht zum Alltag werden.“ Brennende Teelichter bilden die Losung: „Sag nein!“

Eine Anwohnerin steht fassungslos vor dem verrußten Lokal: „Der Besitzer ist bei meinem Mann zur Schule gegangen. Das ist ein sehr netter und ordentlicher Mensch“, beschreibt die Frau den Gastronom, der seit über 20 Jahren in Hamburg lebt und seit vier Jahren das Lokal unterhält. Sie fügt hinzu: „In Halstenbek haben die Neonazis gestern abend auch Ärger gemacht.“

Der Besitzer ist ratlos: „Ich habe keinerlei Droh- oder sonstige Telefonanrufe bekommen.“ Und auch türkische Journalisten rätseln über das Motiv, schließen aber politische Hintergründe aus: „Der Besitzer ist politisch in keiner Richtung aufgefallen und in keinem Verein aktiv.“ Die Polizei will sich noch nicht festlegen. Jantosch: „Wir wissen nicht, ob Fremdenfeindlichkeit oder politische Motive hinter dem Anschlag stehen, oder ob es sich um eine ganz normale Brandstiftung handelt — denkbar ist alles.“

Die FDP-Politikerin Lorna Doellken hat alle HamburgerInnen zur Wachsamkeit gegen „verbrecherische gemeingefährliche Elemente“ aufgerufen: „Der Schutz der unter uns lebenden Ausländer obliegt nicht dem Staat allein.“ Aufgrund des Anschlag demonstrierten gestern in Ottensen 200 deutsche und türkische Frauen. Die SchülerInnen in Hamburgs Osten wollen morgen (11 Uhr) mobil machen. Motto: „Bergedorfs Schulen gegen Ausländerfeindlichkeit“. Kai von Appen

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