: Braut für Klöckner gesucht
■ Neue Kooperationsverhandlungen nach erfolgreichem Vergleich
Klöckner strebt offensichtlich wieder eine Hochzeit an: Über eine mögliche Fusion der Bremer Klöckner-Hütte mit anderen Stahlkonzernen wird nach den erfolgreichen Gläubigerversammlungen laut Bremer Klöckner- Betriebssratsvorsitzenden Peter Sörgel wieder verhandelt. „Durch den erfolgreichen Vergleich und den Belegschaftsabbau von 5.900 auf 4.700 Mitarbeiter ist die Klöckner-Hütte als neue, schlagkräftige Hütte wieder interessant“, sagte Sörgel gestern auf der Landespressekonferenz über die Zukunft der Bremer Hütte. Als mögliche Partner nannte er den niederländischen Hoogovens-Konzern — „unter den gegebenen neuen Voraussetzungen“ —, aber auch deutsche und japanische Stahlunternehmen.
Für den Betriebsrat sei „jede industriepolitisch sinnvolle Lösung“ denkbar — er wünscht sich sogar einen Kooperationspartner. Allerdings nur unter einer Bedingung: Der Erhalt des intergrierten Hüttenwerkes muß garantiert sein. Hüttenchef Klaus Hilker äußerte sich gestern nicht zu diesen Aussichten. Er hatte in der letzten Zeit wohl allzu offen über die Pläne des Konzerns geredet hatte, bekam er für den gestrigen Termin einen Maulkorb aus der Duisburger Zentrale verpaßt. Keine weiteren Aussagen mehr vor der nächsten Hauptversammlung.
Gegen den auch von Hilker in letzter Zeit ins Gespräch gebrachten zusätzlichen Personalabbau in Bremen — demnach soll die Belegschaft auf 4.100 eingeschmolzen werden - wandte sich Betriebsrat Sörgel: das bedeute eine „Demontage des Hüttenwerkes von innen heraus“, die die Hütte handlungsunfähig mache.
Die Pläne für die Bremer Hütte müssen allerdings immer im europäischen Kontext gesehen werden. Nach Stillegungen von Warmwalzwerken in Großbritannien und Italien werde Deutschland bei einem weiteren Kapazitätsabbau innerhalb Europas ebenfalls nicht an der Stillegung eines Warmwalzwerkes vorbeikommen, so Sörgel weiter: Einvernehmlich genannt würden dabei Eisenhüttenstadt und Klöckner Bremen — da letztere „am Markt versagt“ hätten.
Im Bremer Werk wird nun auch über ein alternatives Verfahren zur Stahlerzeugung nachgedacht, das den Hochofen überflüssig macht: Für das „Corex“-Verfahren, vor zehn Jahren schon mal im Gespräch, hat der Klöckner-Sonderbeauftragte Stahl, Prof. Ludwig von Bogdandy, die Patente. skai
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