: Springer im Visier
■ Demonstration gegen Rassismus / Mittwoch: "Hamburg steht still"
/ Mittwoch: »Hamburg steht still«
Wer sind die Hintermänner der Brandanschläge von Rostock, Mölln und Solingen? Für die StudentInnen der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) ist der Fall klar: Die ideologischen Brandstifter sitzen in den Schaltzentralen der Medienkonzerne. Die HWPler: „Aus Schlagzeilen werden Brandsätze“. Aus Protest gegen die Rolle der Medien blockierten gestern HWP- StudentInnen den Springer-Verlag.
„Deutsche Medien, deutsches Geld, morden mit in aller Welt!“ 150 Studies hatten sich am vormittag auf dem Axel-Springer-Platz versammelt und forderten ein Gespräch mit dem Bild-Chefredakteur. Eine Rednerin: „Er soll zu den Konequenzen stehen“. Doch der Bild-Chef ließ sich nicht blicken. Nur einige Springer-Mitarbeiter trauten sich zur Diskussion vor die Gitter des abgesperrten Verlagshauses.
Nach Auffassung der Studies sind die MacherInnen des Springer- Kampfblatts Bild, das vornehmlich in der Hamburger Kaiser-Wilhelm- Straße produziert wird, mitverantwortlich für die rassistische Stimmung in diesem Land. Die HWPler: „Durch die Art der Berichterstattung hat ein Großteil der Medien ein Klima geschaffen, daß Neonazis
1und Rechtsradikale die Legitimation und Möglichkeit für ihre mörderischen Taten gibt.“
In Zeiten, in denen die Regierung die Sozialleistungen kürzt, würden Schlagworte und Schlagzeilen wie „die Aslantenschwemme“, „Asylmißbrauch“ oder „das Boot ist voll“ natürlich bei Deutschen den Haß gegen Ausländer schüren. Nach einer Stunde Belagerung zogen die Studenten weiter zum Spiegel-Verlag an der Ost-West Straße. Denn auch das Magazin würde eine rassistische Berichterstattung ma-
1chen. „Nur die liberale Version davon,“ so eine Studentin.
Für den kommenden Mittwoch planen die HWP-Studenten und -Dozenten einen gemeinsamen Aktionstag mit anderen Gruppen. Wenn Bundeskanzler Helmut Kohl in Bonn eine Regierungserklärung zu den Ereignissen von Solingen abgibt, sollen überall Blockaden stattfinden. Motto: „Hamburg steht still — nichts geht mehr.“ Kai von Appen
Heute, 12.30 Uhr: Demo gegen Rassismus in Mölln
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