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Standortvorteil Dreck

■ Premnitz: Nach der Chemiefabrik siedelt sich die Recycling-Branche an

Berlin (taz/AP/dpa) – In der einst größten Chemiefaser-Fabrik der DDR, der Märkischen Faser AG in Premnitz, soll es nicht zu Massenentlassungen kommen. Auf dem Gelände des vom Konkurs bedrohten Chemiewerks sollen nach Aussagen des Geschäftsführers der brandenburgischen Landesentwicklungsgesellschaft (LEG), Germanus Pause, neue Firmen angesiedelt werden. Mehrere große deutsche Recyclingfirmen hätten großes Interesse bekundet, sich dort niederzulassen.

Die landeseigene LEG hatte gemeinsam mit der Treuhandanstalt von der Faser-Eigentümerin, der Schweizer Alcor AG, im Dezember 1992 rund 500 Hektar Betriebsgelände sowie 850 Wohnungen für 25 Millionen Mark gekauft. Denn die Alcor, die im Vorfeld der Privatisierung als potente Investorin aufgetreten war, hatte sich beizeiten als selbst in Schwierigkeiten befindlich gezeigt.

Der brandenburgische Wirtschaftsstaatssekretär Wolf-Ekkehard Hesse widersprach am Donnerstag in Potsdam Angaben des Betriebsrates, wonach etwa der Hälfte der 1.700 Mitarbeiter gekündigt werden solle. Nach einem Gespräch zwischen Landesregierung und Alcor-Geschäftsleitung gehe er davon aus, daß Alcor niemanden entlassen werde.

Allerdings sind „Umstrukturierungen“ vorgesehen, sagte Hesse. Mindestens 600 Beschäftigte sollen in die jüngst gegründete Arbeitsförderungsgesellschaft Premnitz (AFP) wechseln. Die Geschäftsleitung der Märkischen Faser AG bestätigte die Angaben Hesses. Die Finanzierung der Gesellschaft, die den Standort aufbereiten solle, übernehme das Land.

Nach umfangreichen Untersuchungen über den Grad der Verseuchung des Geländes verhandelt die LEG laut Pause mit mehreren Projektgesellschaften. Standortvorteile seien die zur Verfügung stehende große Fläche, der Havel- Anschluß für bis zu 750 Tonnen schwere Schiffe sowie die „akzeptablen Umweltauflagen“. Dies seien ideale Voraussetzungen zur Ansiedlung der Wertstoffgewinnungsindustrie.

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