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Alles andere als unentbehrlich

■ betr.: "Prinz Augstein, der Gedankenritter", taz vom 8.6.93

betr.: „Prinz Augstein, der Gedankenritter“, taz vom 8.6.93

Langsam wird mir wirklich Angst, wenn ich mir überlege, daß der Spiegel zu einem der wichtigsten Machtfaktoren in der deutschen Politik geworden ist. Denn welcher Geist hinter dieser Macht steht, wurde spätestens in Augsteins Kommentar zur doppelten Staatsbürgerschaft deutlich. Das einzig Positive an diesem rassistischen Traktat ist seine Ehrlichkeit.

Die Macht des Spiegel ist für alle Politiker – und mittlerweile für die ganze Republik – gefährlich. Warum aber ausgerechnet Helmut Kohl die „Bild am Montag“ boykottiert, ist schon seit Augsteins Wiedervereinigungskampagne schleierhaft. Vielleicht, weil er ihm zu rechts ist? Liberal ist Schreibtischtäter Augstein nur noch im Sinne Jörg Haiders. Auch den Parteifreunden des Solingers Mörders werden einige Passagen des Kommentars gefallen haben.

Schon 1990 war dessen Verfasser recht offen: „Auschwitz wird automatisch durch die Geschichte relativiert. Das ist keine Frage...“ Herr Augstein, Sie gehören einem Kulturkreis an, der mit dem unseren vor und nach Adolf Hitler nichts gemein hat. [...] Vor allem müssen wir Leser erkennen und anerkennen, daß Sie in einer nicht höheren, sondern anderen Kultur leben. Von uns Lesern werden Sie aber nicht geachtet, und zum Glück sind Sie auch alles andere als unentbehrlich! Lukas Wallraff, Tübingen

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