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■ Haases Kat-Konzept ist keinesAmtszeit mit Atemnot

Verkehrssenator Haase will nun auch für bessere Luft sorgen. Deshalb hat er sich kurzerhand das von der Umweltverwaltung erarbeitete Kat-Konzept angeeignet und im Prinzip nur ein paar Zahlen ausgetauscht. Die aber haben es in sich. Denn statt im kommendem Jahr Autos ohne Katalysator zu benachteiligen, will Haase diesen Schritt erst in fünf Jahren wagen. Dann, wenn es in dieser Stadt kaum noch Autos ohne Katalysator geben wird, wird das vollmundig versprochene „Fahrverbot“ für Dreckschleudern kaum jemanden treffen, weil sowieso jeder einen Wagen mit Abgasfilter fahren wird. Einzig getroffen wird der Fuhrpark von Spediteuren, weil mit den weiteren Stufen des Haase-Konzepts 1999 und im Jahr 2000 vermutlich noch eine ganze Menge Lastwagen ohne Abgasfilter fahren werden. Inwieweit die Schadstoffminderung am einzelnen Fahrzeug aber überhaupt genug bringt, ist unter Fachleuten ohnehin strittig, soll der Verkehr insgesamt doch erheblich zunehmen.

So zeigte sich Haase gestern in einem altbekannten Zustand: politisch farblos. Blaß war Haases Senatorengesicht aber auch einfach deshalb, weil die vergangenen vier Tage die Sonne hinter einen dicken Wolkendecke verborgen blieb. Vier Tage ohne Horrormeldungen über Sommersmog. Natürlich lag es nicht am für die Gesundheit guten Wetter, daß dem Senator wie immer nichts zu aktuellen Fragen der Luftverschmutzung durch den Autoverkehr einfiel. Schließlich hatte er es auch in der vergangenen Woche, als Ozon- Alarm ausgelöst werden mußte, unterlassen, sich zu dem von Umweltpolitikern der SPD und Grünen geforderten Fahrverbot zu äußern. Warum? Haase hat – wie gestern erneut unter Beweis gestellt – offenbar gar kein Interesse daran, den Autoverkehr zu minimieren. Sogenannte „Risikogruppen“ können im wortwörtlichen Sinne solange nicht aufatmen, wie Herwig Haase die Verkehrspolitik in dieser Stadt bestimmt. Amtszeit mit Atemnot. Dirk Wildt

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