piwik no script img

Musikschul-Chaos

■ Kulturbehörde gerügt: Kündigung war nicht plausibel

Die Kündigungen an die SchülerInnen der Jugend- und Volksmusikschule Bremen (JVMS) werden nicht zurückgenommen. Einen CDU-Antrag mit dieser Forderung lehnte die Stadtbürgerschaft am Dienstag mit den Stimmen der Koalition ab. Trotzdem äußerten auch SPD, FDP und die Grünen an der „Nacht- und-Nebel-Aktion' der Kulturbehörde Kritik und beschlossen, daß ab sofort die kulturpolitischen SprecherInnen der Fraktionen zusammen mit der senatorischen Dienststelle und der JVMS über deren Zukunft entscheiden werden.

Erklärtes Ziel der Behörde ist es, langfristig den Bereich Musikalische Früherziehung und Grundausbildung an der Musikschule zu erweitern. Im Gegenzug soll das Angebot an kosten- und personalintensivem Instrumentalunterricht schrumpfen. Dazu waren vor drei Wochen in einer spektulären Aktion 2.450 Unterrichtsverträge mit der Möglichkeit zur Wiederanmeldung gekündigt worden. Diese Rückmeldefrist ist vor zwei Tagen abgelaufen. Ergebnis: Nur 900 Wiederanmeldungen sind bei der JVMS eingegangen.

Das heißt: Das neue Schuljahr startet im August ins große Chaos. Die Eltern der gekündigten SchülerInnen sind verunsichert. Sie haben ihre Kinder unter Vorbehalt rückgemeldet oder die Vertragskündigung für rechtswidrig erklärt. Die Kulturbehörde hatte spontan ihre eigene Kündigungsfrist zum 31.3 um einen Monat verlängert und dann die Sammelkündigungen ausgesprochen.

„Wie soll da eine vernüftige Planung möglich sein? „ Musikschul-Belegschaftssprecher Ralph Bender weist darauf hin, daß die Kündigungsaktion im Grunde nichts bewirkt habe. Der angestrebte Ausbau von Früherziehung und Grundausbildung an der JVMS habe sich als Farce erwiesen. Es seien hier weniger Kinder als im Vorjahr angemeldet worden. Die Kinder von der Warteliste seien problemlos aufgenommen worden. „Dafür sind jetzt alle 160 Lehrkräfte an der JVMS von Kündigung bedroht. Denn wir wissen nicht, welche SchülerInnen wieder kommen oder wegbleiben werden“, so Bender.

Für Staatsrat Dr. Gerd Schwandner von der Kulturbehörde ist das die ideale Voraussetzung, um sieben JVMS-Stellen zu streichen. Manfred Fluß, kulturpolitischer Sprecher der SPD, fordert: „Die JVMS darf aber keine Dauerfundstelle für Personaleinsparungen werden.“ Die Kulturbehörde hat inzwischen ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Rechtmäßigkeit der Kündigungen bestätigen soll.

sip

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen