: Sowas nennt sich Volkspartei
■ betr.: "Die Grünen stellen Prinzip Gewaltfreiheit in Frage", taz vom 14.6.93
betr.: „Die Grünen stellen Prinzip Gewaltfreiheit in Frage“,
taz vom 14.6.93
Monatelang wurde die Diskussion beiseitegedrückt und zur ChefInnensache erklärt. Die Basis hat nicht mitzureden, wenn über grüne Zustimmung zu Militäreinsätzen diskutiert wurde. Nun hat der grüne Länderrat, eine Art Zentralkomitee, in der nur erlauchte Amts- und Würdenträger zu Wort kommen, den Bruch mit der antimilitaristischen grünen Grundsäule Gewaltfreiheit vollzogen. Natürlich nicht eindeutig, nein Grüns haben beim Schmusepartner SPD gelernt. Sie sind sowohl für, wie gegen Militäreinsätze. So wie die SPD für Atomenergie und Müllverbrennung, wie auch dagegen ist. Schizophren? Nein, sowas nennt sich Volkspartei. Die mehrheitlich sicherlich immer noch antimilitaristische Basis der Grünen wurde bewußt außen vor gelassen: Die hätten die grüne Rapid-Deployment-Force schnell auf den Boden zurückgeholt – und zwar ohne Fallschirm. [...]
Bemerkenswert auch: Grüne Frauen, allesamt in Amt und Mandat versteht sich, verstehen unter Grün plötzlich Nato-Olivgrün und wollen alte Nato-Haudegen, die zur Vorsicht mahnen, in die Panzer zerren.
Der Stahlhelm-Fraktion der Grünen (vielleicht ist ja auch ein „Öko-Sponsoring“ mit der Bundeswehr drin?) sei empfohlen: Seht doch mal nach Somalia. Dort läuft live das ab, was ihr auf dem Balkan wollt, wenn auch auf Sparflamme. Ein humanitärer Einsatz jagt den anderen, und es gibt immer mehr Tote. Rechnet das mal auf Bosnien hoch.
Wie gut, daß keinE AntimilitaristIn die Grünen mehr wählen muß. Die kriegen ja ganz sicher bei den nächsten Bundestagswahlen mindestens zehn Prozent, wie die Meinungsforschung sagt. Egal was sie machen. Also können wir unsere Stimmen endlich guten Gewissens „verschenken“. An wirklich antimilitarische Parteien. Wolfgang Kühr, Sprecher des Projektbereiches Radikalökologie der Ökologischen Linken, Essen
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