piwik no script img

Zurück zur Magerstufe

■ Deutlich beschnittener Kultur-Haushalt für 1994 ohne spektakuläre Schließungen

Nach der Miniaturbehörde zur Gleichstellung der Frau ist die Kulturbehörde der Moses unter Hamburgs Etatempfängern. Daß sie beim Sparen dennoch in der ersten Reihe sitzt, verwundert in einem reinen SPD-Senat eigentlich trotzdem nicht. Obwohl lediglich im Besitz von knappen zwei Prozent am Gesamthaushalt, bringt sie den größten Posten an Einsparungen auf: 26,6 Millionen Mark Einbußen gegenüber 1993, das bedeutet ein Fünftel der Gesamtsumme, die Hamburg 1994 weniger ausgibt, wird alleine beim Kulturetat von Christina Weiss abgebissen.

Zwar wird die Streichung dadurch erträglich, daß sie sich zum großen Teil aus auslaufenden Investitionsvorhaben ergibt (Untermaschinerien bei Oper und Schauspielhaus, Markthallenumbau, Thalia-Erweiterung) beziehungsweise durch die Umwandlung von Barmitteln in Verpflichtungsermächtigungen nicht mehr bei den liquiden Mitteln auftaucht, aber dennoch sind die realen Einschnitte immer noch erheblich. Insbesondere bei der Zustimmung zu neuen millionenschweren Projekten endete der Spaß im Senat. Dadurch wurden sowohl das Grafik-Museum für Carl Vogel und Horst Janssen wie das Instrumentenmuseum von Gerd Albrecht, beide eigentlich längst beschlossen, gestoppt.

Ganz erhebliche Mindereinnahmen erhalten die vielen Projekte, deren Etats eingefroren werden, durch den fehlenden Tarif- und Inflationsausgleich. Mag das bei den Staatstheater mit ihren Millionetats noch ein gangbarer Weg sein, so sind die vielen kleineren Projekte, denen vielfach das Wasser jetzt schon bis zum Hals steht, von diesem Beschluß ernsthaft bedroht. Insbesondere die Stadtteilzentren, das Metropolis, die literarischen Projekte und die Rockmusikförderung haben hier zu ächzen. Aber auch im Mittelbau, bei den Festivals und Privattheatern, die alle dieselbe Zuwendung wie für 93 erhalten, dürfte dieser Beschluß weitreichende Negativ-Konsequenzen haben. Dennoch wurde, entgegen viel weitreichenderen Sparwünschen seitens der Finanzbehörde, die Festivals abschaffen und Theater schließen wollte, der Bestand an geförderten Titeln gehalten.

Neu hinzugekommen ist, und das ist sicherlich einer der erfreulichsten Aspekte des neuen Haushalts, die Institutionalisierung des Jugendtheaters auf Kampnagel. Mit 1,5 Mio bleibt die Zuwendung zwar deutlich unter den ursprünglichen Forderungen zurück, dennoch erlaubt dieser Etat sicherlich die endgültige Festschreibung des JAK. Auch Kampnagel erhält eine deutliche Spritze. 500 000 Mark mehr künstlerischer Etat und 400 000 Mark Investitionsmittel erlauben dem neuen Leiter Res Bosshart etwas freieres Atmen. Die öffentlichen Bücherhallen und die neuen Mieter der modernisierten Markthalle (Kunstverein und BBK) gehören zu den wenigen Projekten, denen auch die Tarifsteigerungen ausgeglichen werden.

Gesamt beträgt der Etat für 1994 358,4 Mio Mark, das sind 7,1 Prozent weniger als im Vorjahr (385,7 Mio) und 2,1 Prozent des Hamburger Haushalts. Einige Posten: Oper: 78,2 Mio, Schauspielhaus: 34,3 Mio, Thalia: 29,3 Mio, Kampnagel: 5,3 Mio, Privattheater: 9,6 Mio, Ohnsorg: 3,2 Mio, Bücherhallen: 49 Mio, Museen: 44 Mio, Bau der Kunstinsel: 14,5 Mio, Kunst sonstiges (Deichtorhallen, Kunstverein, Atelierförderung u.a.): 6,4 Mio, Stadtteilkultur: 9,2 Mio. tlb

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen