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„Engpässe gibt es nur am Wochenende“

■ Ostberliner Car-sharing-Projekt „Mobil-Konzept“ will „größtmögliche Spontaneität“ ermöglichen / InhaberInnen von BVG-Umweltkarten zahlen keinen Mitgliedsbeitrag

Selbstkritische AutofahrerInnen haben es in Zukunft noch schwerer, den Besitz des vierrädrigen Gefährts vor ihrem „ökologischen Gewissen“ zu rechtfertigen: Seit kurzem nämlich hat Berlin ein zweites Car-sharing-Projekt. „Mobil-Konzept“ preist sich InteressentInnen an als „die beste Möglichkeit, sich ein Auto zu teilen“.

„Wir wollen unseren Mitgliedern höchstmögliche Spontaneität erlauben“, sagt dazu Geschäftsführer Rüdiger Sass. Möglich macht das ein „Auto-Mat“ vor der Geschäftsstelle in der Schönhauser Allee. Mittels einer Chipkarte und einer Geheimzahl kommen die Mitglieder jederzeit an die Autoschlüssel. Der freundliche Computer druckt den Standort des Autos aus, und los kann die Fahrt gehen – zumindest in 80 bis 90 Prozent der Fälle: „Engpässe gibt es nur am Wochenende, wie bei der Konkurrenz auch“, sagt Sass.

Die Aufnahmegebühr beträgt 75 DM, zusätzlich sind 650 DM Kaution zu leisten, die im Falle des Austritts zurückgezahlt werden. Ausnahme: Bei einem selbstverschuldeten Unfall wird dieses Geld zur Selbstbeteiligung an der Vollkasko-Versicherung verwendet.

„Mobil-Konzept“ möchte umweltgerechtes Verhalten belohnen: Wer eine BVG-Monats- oder Jahreskarte vorlegt, muß den monatlichen Mitgliedsbeitrag von 15 DM nicht zahlen. Zudem bekommen Mitglieder auf Wunsch die BVG-Umweltkarte für 57 DM monatlich statt der regulären 74 DM. Sass plant weitere Kooperationen mit der BVG: „Unser Ziel ist, das gesamte Kartenspektrum abzudecken.“ Dann sollen beispielsweise auch Schüler, Azubis oder „Senioren“ verbilligte Jahreskarten beziehen können.

Das ist aber noch Zukunftsmusik. Schließlich hat der junge Verein erst rund 40 Mitglieder, denen drei Klein- und ein Mittelklassewagen zur Verfügung stehen. Weitere Fahrzeuge sollen mit den Einlagen zukünftiger Mitglieder zumindest teilfinanziert werden. Sollte der Verein genug BerlinerInnen überzeugen können, will Sass weitere „Auto-Maten“ flächendeckend über die Stadt verteilen.

Gute Gründe für einen neuen Umgang mit dem Auto gibt es laut „Mobil-Konzept“ mehr als genug: Neben der enormen Umweltbelastung durch geschätzte 50 Millionen Autos im Jahr 2010 würden auch individuelle Einsparmöglichkeiten den Umstieg auf „Car-sharing“ nahelegen. Gut 23 Stunden pro Tag stehe ein privates Auto im Durchschnitt ungenutzt herum, die Anschaffungs- und Wartungskosten seien hoch. Nach Angaben von „Stiftung Warentest“ entstehen bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 bis 20.000 Kilometern monatliche Kosten von bis zu 1.200 DM.

„Der umweltpolitische Anspruch spielte bei meiner Entscheidung für Car-sharing eine wichtige Rolle“, sagt denn auch Udo Wille, einer der NutzerInnen des neuen Projekts. Ein Verkehrsunfall, bei dem sein eigenes Fahrzeug einen Totalschaden erlitt, gab ihm dann vor drei Monaten den letzten Anstoß. Die Umstellung sei ihm nicht besonders schwergefallen, erzählt Wille: „Ich brauche ohnehin relativ selten ein Auto, vielleicht zwei- bis dreimal im Monat, zum Einkaufen, oder wenn ich mal schnell irgendwohin muß.“ Sonst bewege er sich mit dem Fahrrad durch die Stadt. Anlaß zum Klagen gebe es keine, denn: „Das hat bis jetzt gut geklappt, auch kurzfristig stand immer ein Auto zur Verfügung.“ Ein unnötiges Risiko will Wille aber nicht eingehen: Das Auto für den Sommerurlaub hat er schon vor zwei Wochen vorbestellt.

Natürlich ist auch bei „Mobil- Konzept“ das Autofahren mit Kosten verbunden: 4 DM beträgt der Stundentarif für einen Kleinwagen (für einen Mittelklassewagen: 5 DM), 30 DM (45 DM) kostet eine 24-Stunden-Nutzung bei 25 Freikilometern. Alle weiteren Kilometer werden mit 15 Pfennig berechnet. Besonderes Bonbon für „Nachtschwärmer“ ist der „Mondscheintarif“, der 10 DM (12 DM) beträgt. Frauen werden nachts nur die gefahrenen Kilometer berechnet. ujo

Mobil-Konzept, Schönhauser Allee 64, 1058 Berlin, Tel. 231 68 71

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