piwik no script img

Alles super?

Mit Zynismus könnte man sagen: Jetzt kacken auch die Junkies, die bislang noch immer die Toilette der Drobs benutzt haben, in einen der Vorgärten im Viertel. Die Schließung der Drogenberatungsstelle in der Bauernstraße: Eine disziplinarische Maßnahme mit durchschlagendem Erfolg?

Ohne Zynismus darf man feststellen: Die fünfwöchige Schließung des letzten niedrigschwelligen Angebotes für Drogenabhängige in der Stadt zeigt, wie wichtig solche Anlaufstellen sind. Daß sie überlaufen und dreißig, vierzig Leute vor der Tür auf einen begehrten Platz im Cafe warten, ist schlimm, die Zustände vor der Tür nicht nur für Anwohner unerträglich. Aber das spricht nicht gegen die Einrichtung. Der Fehler ist, daß der Weg zur Therapie, zu der die Drobs ein Einstieg sein soll, verstopft ist: Es gibt bei weitem nicht genug Therapieplätze, so kommt der Überlauf in der Drobs zustande. .

Jetzt hat man, anstatt die Kapazitäten zu vergrößern, auch den letzten Einstieg vernagelt. Eine Verlegenheitslösung ohne Perspektive. Wer das für Drogenpolitik hält, darf sich demnächst auch über weniger Abbrecher in Therapieeinrichtungen freuen: Weil niemand mehr eine macht. Abbrecherquote gegen null. Alles super? Markus Daschner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen