: Vier Brücken werden wieder aufgebaut
■ 120 Millionen Mark für Wiederaufbau von im Krieg zerstörten Brücken
Berlin zählt mehr Brücken als Venedig. Insgesamt gibt es rund 2.800, vier Brücken sollen jetzt wieder aufgebaut werden, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und durch die Teilung Berlins völlig vernachlässigt wurden. Die jetzt begonnenen Neubauten werden rund 120 Millionen Mark kosten.
Eine der sehenswerten, aber nicht nutzbaren Spree-Überführungen ist die denkmalgeschützte Oberbaumbrücke. Bis heute ist die beschlossene Zugänglichkeit für den Autoverkehr ein kontrovers debattiertes Politikum. Denkmalschützer und Brückenbauer verständigten sich auf eine weitgehende Rekonstruktion des 1894 errichteten Ziegelbaus, bei der die in der Spree entdeckten Trümmer verwendet werden sollen. Offen ist noch die künftige Form der zerstörten Brückentürmchen. Lediglich der im Frühjahr 1945 gesprengte Mittelteil der 150 Meter langen Gewölbebrücke wird neu errichtet, um den Anforderungen der Schiffahrt zu genügen. Die Arkaden werden aber nur noch Verblendung für eine Stahlkonstruktion sein, die die Trasse für die Hochbahn trägt. Die Brücke soll im August 1995 fertig sein. Bereits im Dezember 1994 wird der Autoverkehr wieder rollen und damit der Innenstadtring geschlossen. Mit Instandsetzungskosten von rund 70 Millionen Mark wird die Oberbaumbrücke die teuerste der vier wiederbelebten Brücken Berlins.
Völlig neu wird die Kronprinzenbrücke errichtet, die die Reinhardtstraße in Mitte mit dem künftigen Regierungsviertel im Spreebogen verknüpfen wird. Vom alten, 1879 errichteten und in den 70er Jahren vollständig abgerissenen Bauwerk blieb nur ein Widerlager auf der Tiergartenseite übrig. Der bekannte spanische Architekt Santiago Calatrava entwarf für den auf 74 Meter Länge gestreckten Neubau eine eigenwillige Konstruktion, die den Ingenieuren einiges Kopfzerbrechen bereitet. Am 23 Millionen Mark teuren Aufbau beteiligt sich die Europäische Gemeinschaft mit elf Millionen Mark.
Unweit davon spannt sich die Sandkrugbrücke über den Berlin- Spandauer Schiffahrtskanal. Bezeichnet nach einem früheren Ausflugslokal im Tiergarten, wurde der hölzerne Steg in den Jahren 1881 bis 1883 durch eine schmiedeeiserne Konstruktion ersetzt. Nach dem Krieg wurde die Überführung behelfsmäßig wieder hergestellt und 1990 gesperrt. Der Verkehr wurde über ein Provisorium geführt. Kontroversen zwischen Denkmalpflegern und Ansprüchen der Wasser- und Schiffahrtsdirektion verzögerten den Neubau. Der Kompromiß sieht eine Breite von 29 Metern vor, auf dem vier Autospuren, Geh- und Radwege sowie Straßenbahngleise untergebracht werden.
Das komplizierteste Vorhaben ist der Neubau der Michaelbrücke in Friedrichshain. In die Konstruktion müssen 60 Rohre integriert werden, die die neben der Brücke geführten Leitungen aufnehmen sollen. Zudem wird die Stahlbrücke um einen Meter angehoben, um sie für Schiffe passierbar zu machen. ADN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen