: Aktion gegen Brandanschläge
Präsidentin der Humboldt-Universität Dürkop verbot studentische Aktion im Foyer der Uni / Unileitung befürchtet, daß Täter zu weiteren Anschlägen provoziert werden könnten ■ Von Susanne Landwehr
Café und Pressekonferenz mußten gestern vor die Tore der Humboldt-Universität (HUB) verlegt werden. Denn die Präsidentin der HUB, Marlis Dürkop, hatte den BetreiberInnen des Cafés verboten, ihre Aktion im Foyer der Uni zu veranstalten. Sie begründete ihre Entscheidung damit, daß nach zwei Brandanschlägen in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni und am 1. Juli mögliche Täter nicht provoziert werden sollten. Ziel der Flammen waren das Café der „Unabhängigen StudentInnenaktion“ und der Kinosaal der HUB. Auf dem Bürgersteig veranstalteten die InitiatorInnen der Usta eine Pressekonferenz und plakatierten ihren Unmut über die Entscheidung der Präsidentin: „Marlis Dürop steckt den Kopf in den Sand.“ Ein Grüppchen von rund 40 Studierenden hatte sich versammelt und wollte damit die Öffentlichkeit auf die Brandanschläge aufmerksam machen.
Bei den Bränden gehen die Studierenden in beiden Fällen davon aus, daß die Anschläge „politisch motiviert“ gewesen seien. Denn die Mitglieder der Usta, die sich vor rund einem Monat gründete, bereiteten gerade einen Aktionstag vor, der am 30. Juni stattfinden sollte. An dem Tag sollten Themen wie Asyl und Rassismus behandelt werden.
„In letzter Zeit haben wir immer häufiger Aufkleber von faschistischen Organisationen an der Uni oder Aufrufe von Burschenschaften gefunden“, so Susan St., Sozialpädagogikstudentin im ersten Semester, gegenüber der taz. Die Pressesprecherin der HUB, Susann Morgner, äußerte sich hingegen sehr viel vorsichtiger. „Die Polizei geht zwar von Brandstifung aus, aber welche Motivation dahintersteht, ist reine Spekulation“, betonte Susann Morgner. „Als erste Maßnahme haben wir den Wachschutz verstärkt“, erklärte sie. „Mit dem Verbot gegen die Aktion direkt im Foyer wollten wir bezwecken, daß sich die Studierenden nicht öffentlich präsentieren.“ Die Täter seien unberechenbar und richteten sich möglicherweise gegen Personen, so die Pressesprecherin.
Im Zusammenhang mit den Aufklebern von beispielsweise der „Deutschen Volksunion“ oder anderen Organisationen habe die Unipräsidentin bereits Mitteilungen an die Dekane verschickt, damit die Fachbereiche auf so etwas achteten, so Susann Morgner. „Außerdem hat Frau Dürkop Anzeige gegen eine waffentragende Burschenschaft erstattet, die ihre Einladungen zu Treffen im Unigebäude verteilte.“
Neben der Öffentlichkeitsarbeit fordern die Mitglieder der Usta einen neuen Raum für ihr Café. „Notfalls werden wir wieder einen besetzen“, erklärte die Kulturwissenschaftsstudentin Konni F. Der Raum, in dem sich das ausgebrannte Café befand, diente als Rumpelkammer, bis ihn rund zehn Studierende im Dezember 1992 besetzten. Die Täter des Brandanschlages hatten ein leichtes Spiel, da das Café auch als Notausgang des Audimax diente und immer unverschlossen sein mußte.
„Der Forderung nach einem eigenen Raum ist kaum nachzukommen“, erklärte hingegen Susann Morgner. Denn die HUB leide unter so akutem Raummangel, daß nicht einmal das Lehrpersonal und die Studierenden genug Platz hätten. Insgesamt fehlten der Uni rund 50.000 Quadratmeter an Kapazität.
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