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Unterm Strich

Die zweitwichtigste Kurzmeldung des heutigen Tages: Der Dödel ist gar kein Dödel! Das jedenfalls hat die über einen Photoband von Robert Mapplethorpe gebeugte Feuilletonredaktion der Süddeutschen Zeitung glasklar deduziert. Dem Klappentext behaglich angeschmiegt heißt es da: „Die Photographien von Robert Mapplethorpe (1946-1989), die mit geradezu obsessiver Beharrlichkeit stets nur ein Thema, nämlich die als Stilleben inszenierte Sexualität, umkreisten, provozierten in den USA Ausbrüche ... Wie sehr aber (und nun aufgemerkt, liebe Leser und Leserinnnen) seine Akte und Porträts vorwiegend Schwarzer aus der New Yorker Homosexuellen-Szene lediglich stilisierte, weil durch Temperament geschaute Natur waren, die also Poesie und keineswegs Pornographie vorstellten, das zeigen nicht zuletzt die mit subtiler Meisterschaft ins Bild gesetzten Blumen-Porträts, die in einem opulent gestalteten Bildband aus seinem Nachlaß herausgegeben wurden.“ Die Hervorhebungen sind von uns. Wir finden's klasse. Endlich ist uns klar, daß das Thema, welches wir seit Jahren penisneidisch umkreisen, gar nicht so fleischig usw. ist, wie wir das in unserer durch Temperament geschauten Naturhaftigkeit so vorgestellt haben, sondern Kuuuuunst! Yepeee! Poesie! Ist das Klasse! Man kriegt nicht einmal Kinder davon, und Aids schon gar keins. Selbst der Neger in New York hat an der Stelle, wo früher dieses bedrohliche Ding hervorragte, in Wirklichkeit eine kleine Geranie! Einen lieblichen Lilienstempel!

Die linksalternative tageszeitung, die bemerkenswerter Weise das exakt gleiche Foto mit dem exakt gleichen Textmaß versehen hatte, mußte natürlich das hübsche Vorgärtchen stören, in dem sich Herr Wilms so behaglich eingerichtet hatte, und mußte hinfrotzeln: „Die Fotos sind so aufregend wie die Bebilderung eines Lehrgangs zum Blumenstecken...“. Gemein.

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