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Verkehrs-Ini begrüßt „Gabel“-Idee

■ BI-Westtangente hält Darmstädter Vorschlag für realistisch, auf Tiergartentunnel zu verzichten

Das Darmstädter Architekturbüro Beer bringt mit seinem „Gabel“-Konzept die Diskussion über die Eisenbahnplanung in Bewegung. Die Bürgerinitiative Westtangente begrüßt das Konzept, laut dem auf den Eisenbahn- und Straßentunnel unter dem Tiergarten verzichtet werden kann, ohne daß Bundesregierung, Senat und Bahn an ihrem „Pilzkonzept“ Abstriche machen müßten (siehe unseren gestrigen Bericht). Laut „Pilzkonzept“ soll sich die Eisenbahn in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung am geplanten Umsteigebahnhof Lehrter Straße kreuzen.

BI-Sprecher Norbert Rheinländer sagte im Gespräch mit der taz, daß der Vorschlag des Darmstädter Architekten-Quartetts „im Grunde alle Vorteile“ des geforderten Achsenkreuzmodells bietet. Das „Gabel“-Konzept sei realisierbar. Möglicherweise seien auf der Stadtbahn mehr Gleise nötig, als zur Zeit vorhanden sind – was aber kein Problem sei.

Rheinländer begrüßte den Vorstoß der Darmstädter, durch den tatsächlich Milliarden Mark gespart würden: „Aus finanziellen Gründen muß die weit vorangeschrittene Berliner Eisenbahnplanung diskutiert werden.“ Schließlich hätten Senat und Bahn aus ihrem Eisenbahnkonzept bereits wesentliche Elemente wie etwa den geplanten Fernbahnhof Gesundbrunnen gestrichen, weil es an Geld fehle. Und desto mehr von dem ursprünglichen Konzept abgerückt werde, um so unsinniger werde es. Immer mehr Verkehr werde unnötigerweise ins Zentrum gelenkt, obwohl dieser rund um den Tiergarten schon heute nicht mehr zu bewältigen sei.

Unterm Strich will er sich allerdings auch nicht für das um Milliarden Mark billigere „Gabel“-Konzept erwärmen, sagte Verkehrsexperte Rheinländer. Die BI-Westtangente sei gemeinsam mit anderen Initiativen grundsätzlich gegen Zentralbahnhof und Innenstadt- Straßenring – egal ob mit oder ohne Tiergartentunnel. Gegen einen Zentralbahnhof spreche, daß 95 Prozent der Bahnreisenden in Berlin austeigen. Nur mit einem dezentralen Konzept – etwa mit mehreren Fernbahnhöfe auf dem Eisenbahnring – könnten die Reisenden sich „ihren“ Bahnhof aussuchen. Lange Wege von einem Zentralbahnhof zu ihrer Wohnung oder der Arbeit würden entfallen. Dirk Wildt

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