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Brennende ölpipeline in China

■ Regierung versuchte die Umweltkatastrophe wegen Ölympiabewerbung zu vertuschen / Bauern wollten Öl klauen

Peking (dpa/taz) – Nach einem Feuer an einer Ölquelle auf dem Huabei-Ölfeld rund 100 Kilometer südlich von Peking, das angeblich Ende Juni gelöscht worden ist, strömen weiter große Mengen Gas aus. Drei naheliegende Dörfer in der Provinz Hebei mußten wegen der anhaltenden Vergiftungs- und Feuergefahr evakuiert werden, erklärten Polizei und Feuerwehr gestern. Die Behörden hätten das Gebiet abgeriegelt.

Wie der Berliner Tagesspiegel berichtet, hatte die chinesische Regierung zunächst versucht, den fünf Tage dauernden Brand geheimzuhalten. Alle Zufahrtsstraßen seien abgeriegelt und die Medien von der Propagandaabteilung der chinesischen KP angewiesen worden, nicht zu berichten.

Ziel des Verschweigens war es offenbar, die Olympia-Bewerbung Pekings nicht durch weitere Informationen über Umweltverschmutzung in China zu belasten. Die Luftverschmutzung in Nordchina gilt als einer der Hauptminuspunkte für Peking als Austragungsort.

Ein Feuerwehrsprecher behauptete denn auch gestern, die Situation sei zwar ernst, die Umweltverschmutzung aber nicht groß. Die größte Gefahr drohe von einer etwaigen Explosion der austretenden Gase. Augenzeugen aber hatten eine ganz andere Einschätzung abgegeben: Die Umweltverseuchung sei „katastrophal“. Die Pflanzen auf vielen Feldern seien durch die Hitze völlig verbrannt. Außerdem sei öl aus der defekten Pipeline geflossen. Nach Behördenangaben konnte der Abfluß des schwarzen Goldes aber inzwischen gestoppt werden.

Das Feuer soll nach Polizeiangaben am 23. Juni ausgebrochen sein, als Bauern versuchten, eine ölpipeline anzuzapfen. Angeblich kam bei der Explosion niemand ums Leben, doch erlitten vier verhinderte Öldiebe schwere Verbrennungen, einer schwebt noch in Lebensgefahr. 10 Bauern sollen verhaftet worden sein, 42 haben sich selbst bei der Polizei gemeldet, berichtet der Tagesspiegel. Erst aus Kuwait abberufene Feuerlöschexperten konnten die Flammen löschen.

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