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Ölzeug und Südwester

■ Im Ferienprogramm: DGzRS stellt sich vor / Seebären erzählen von Rettungstaten

“Guck mal, scharfe Hütte“, brüllt ein Mädchen begeistert. Um sich im nächsten Augenblick voller Hektik dem Schaltpult zu widmen. Licht an, Licht aus. Die Kajüte des Museumsschiffs „Rickmers Bock“ war gestern voller Sommerferienkinder. Dem Angebot der Kreis-Sportjugend Stadt Bremen konnten 40 Kinder, Jugendliche und Erwachsene nicht widerstehen: Auf dem Programm stand gestern ein Besuch bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS).

Im Filmvorführraum der DGzRS war Highlife: Im ersten Film war der Moderator des Films ein echter „Seebär“. Hier flackerte der alte Männermythos noch über die Leinwand: Im Südwester und Ölzeug, um den Bauch die Schwimmweste aus Kork, die Pfeife lässig im Mundwinkel, so erzählte der Mann von den Heldentaten der Retter. Doch die Kinder interessierten sich noch mehr für die Verletzten und die kleinen Heuler, ebenfalls Mitwirkende im Rettungsfilm.

Der zweite Film war was für Fans der sechziger Jahre. Ein geschwungener alter Mercedes- Rettungswagen holte den Seemann mit Blinddarmentzündung vom Schiffsanleger ab. Der Film- Arzt trug einen adretten 60er- Jahre-Haarschnitt und eine eckige Hornbrille. „Wir haben 20 verschiedene Filme, gerade wird ein neuer Film produziert, das ist immer sehr teuer“, erzählt der Filmvorführer.

Das blaue Heft „Sommerferienprogramm“ gibt es nun schon seit 10 Jahren. „Wir sind alle keine Pädagogen, wir machen einfach nur, und das geht auch ohne Theorie“, sagt Oliver Reinhard vom Kreissportbund Bremen-Stadt. Mit dem Andrang auf dieDGzRS haben sie nicht gerechnet. Dieser Programmpunkt soll im nächsten Sommer auf jeden Fall mehrmals angeboten werden, findet auch Thomas Plöger, ebenfalls vom Kreissportbund. Das Zusammenpuzzeln des Ferienprogramms und die Betreuung der verschiedenen Veranstaltungen wird ehrenamtlich vom Jugendausschuß übernommen. Die sechs Leute kommen alle aus verschiedenen Berufen und verschiedenen Vereinen und tragen so ihr Wissen zusammen. „Die Interessen der Jugendlichen zu erfüllen ist das Wichtigste“, sagt Oliver. Wenn gewisse Veranstalter nur ein kommerzielles Interesse haben, verzichten die Ehrenamtlichen mitunter auf eine Zusammenarbeit.

Die beiden Betreuer waren gestern selbst begeistert von der DGzRS, und schauten gebannt zu, wie Luftmatratzenschwimmer auf die hohe See getrieben wurden, Wattwanderer von der Flut überrascht wurden, Schiffbrüchige aus dem Wasser geholt wurden und in der warmen Badewanne wieder zum Leben erwachten.

Wollen die fünf Freunde aus der ersten Reihe nun auch Seenotretter werden? „Ich bin jetzt schon seekrank“, sagt einer der Jungs. vivA

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