piwik no script img

Tempolimit bei Sommersmog

■ In Hessen gilt ab heute Ozonverordnung / Keine Strafen bei Verstoß / Grenzwert 240 Mikrogramm / ADAC mosert

Wiesbaden (dpa) – Als erstes Bundesland wird Hessen künftig bei Sommersmog landesweit eine Geschwindigkeitsbegrenzung verhängen. Nach der ab heute geltenden Verordnung dürfen AutofahrerInnen bei ausgesprochen hoher Ozonbelastung auf Autobahnen nur noch 90, auf Landstraßen nur noch 80 Kilometer pro Stunde fahren.

Verstöße gegen das Tempolimit werden allerdings vorerst nicht bestraft. Diese Regelung gilt für zwei Jahre. Das Innenministerium in Wiesbaden teilte gestern mit, die Polizei werde das Tempolimit bei Ozon-Alarm überwachen, doch müßten die AutofahrerInnen zunächst nur mit einer Belehrung rechnen. Über Sommersmog und Tempolimit soll per Hörfunk und Fernsehen sowie mit Transparenten an Autobahnbrücken informiert werden. Hinweisschilder an Landstraßen wird es vorerst nicht geben.

Die rot-grüne Landesregierung erhofft sich von der Maßnahme eine Verringerung der Abgasmenge aus Autos an Tagen mit Sommersmog um bis zu einem Drittel.

In Kraft tritt die Regelung immer dann, wenn an drei der 33 Luftmeßstationen in Hessen eine Ozonkonzentration von mehr als 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, ein ausgesprochen hoher Wert, erreicht wird. Die drei Stationen müssen mindestens 50 Kilometer voneinander entfernt liegen. Wieder aufgehoben werden die Beschränkungen, wenn die Voraussetzungen seit mehr als 28 Stunden nicht mehr vorliegen.

Zweifel an Wirksamkeit und Sinn der Sommersmog-Verordnung hegt erwartungsgemäß der ADAC Hessen-Thüringen. Er glaube nicht, daß ein landesweites Tempolimit die Ozon-Belastung maßgeblich verringern könne, sagte ADAC-Vorsitzender Erhard Oehm. Bevor es keine Untersuchungen gebe, die den Nutzen solcher Maßnahmen belegten, sei der hessische Alleingang unangemessen. Oehm hält den Erlaß auch für rechtlich unzulässig, weil landesweite Geschwindigkeitsbeschränkungen nur nach einer Ermächtigung des Bundesgesetzgebers angeordnet werden dürften. Und aus Bonn darf sich der Mann leider auch unterstützt fühlen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen