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Unterm Strich

An der Tiefe und Schwere erweist sich gewöhnlich die künstlerische Form des Gedenkens, am Hebezeug dessen technische Realisierbarkeit: In Marl (Nordrhein-Westfalen) hat der Aktionskünstler Wolf Vostell soeben seine weltweit größte Skulptur – eine ehemalige Güterzuglokomotive der Baureihe 52 – vermittels zweier Teleskopkräne eingesargt. Die Skulptur mit dem Titel „La Tortuga“ (Die Schildkröte) war von Vostell für die Ausstellung „Mythos Berlin“ (1987) konzipiert worden und auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs in Berlin zu sehen. Jetzt ist aus der in einer begehbaren Gruft beerdigten Maschine heraus von Tonbändern „Liebes- und Kriegsgeflüster“ von Menschen auf dem „Weg zum Kriegseinsatz und zur Vernichtung in den Gaskammern von Auschwitz“ (dpa) zu hören. Das Werk ist dem Marler Skulpturenmuseum Glaskasten vom Künstler und dessen Freundeskreis geschenkt worden.

Vom Tiefen zum Hohen, aber deshalb kaum weniger Schweren: Ein 50 Meter hohes Bild eines Menschen, zusammengesetzt aus 5.000 wetterfesten Kopien, soll am 29. Juli an der Turmruine der alten Nicolaikirche in Hamburg installiert werden. „Ecce homo“ (lat.: Sehet den Menschen) ist der Titel des Kunstwerkes, das der Hamburger Aktionskünstler H. Dieter Rühmann zum Gedenken an den von alliierten Bombenangriffen ausgelösten Feuersturm in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 schuf. Kopfunter wird das sieben Tonnen schwere Menschenbild von den nämlichen beiden Teleskopkränen vor dem Turm von St. Nicolai emporgezogen und gehalten.

In das „Buch der Namen“ zur Erinnerung an jene Hamburger Bombenopfer im Zweiten Weltkrieg sind schon über 6.000 Eintragungen vorgenommen worden. In einem zentralen Gedenkgottesdienst im Hamburger Michel soll am 23. Juli aus diesem Buch vorgelesen werden.

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