: „Waterloo“ für SPD
■ Schlappe bei OB-Wahl in Rüsselsheim
Frankfurt/Main (taz) – Nach dem „Waterloo“ (SPD) in Kassel müssen die hessischen Sozialdemokraten eine weitere herbe Niederlage wegstecken: Die Christdemokratin Otti Geschka wurde am Sonntag von den BürgerInnen der Opelstadt Rüsselsheim überraschend zur ersten Oberbürgermeisterin in Hessen gewählt. Wahlverlierer ist der seit 1981 amtierende Oberbürgermeister Norbert Winterstein (SPD), der bereits im ersten Wahlgang vor zwei Wochen weniger Stimmen als seine Konkurrentin bekommen hatte. Der im ersten Wahlgang ausgeschiedene Bewerber Manfred Volkmann, der unter anderem von den Grünen im Stadtparlament unterstützt wurde, hatte vor der Stichwahl zwischen Geschka und Winterstein zur Wahl der Christdemokratin aufgerufen – „damit die verkrusteten Strukturen in Rüsselsheim endlich aufgebrochen werden können“.
Die stellvertrende CDU-Fraktionsvorsitzende Otti Geschka war unter Ministerpräsident Walter Wallmann (CDU) vier Jahre lang Staatssekretärin für Frauenfragen. Im Wahlkampf um das Oberbürgermeisteramt hatte sich Geschka als moderater Gegenpol zu dem als „arrogant“ geltenden Norbert Winterstein präsentiert und Gespräche mit allen im Stadtparlament vertretenen Parteien nach ihrer Wahl angekündigt. Ob sich Geschka ab Januar 1994 auf eine parlamentarische Mehrheit wird stützen können, wird von ihrem Verhandlungsgeschick abhängen: Die große Koalition wurde von der SPD bereits nach der Schlappe bei den Kommunalwahlen im März aufgekündigt. Die mit neun Sitzen im Stadtparlament vertretenen Grünen und die Mandatsträger der unabhängigen Listen „Rüssel“ und „NEP“ (Partei für Nichtwähler und Erstwähler) sind nun die Zünglein an der Parlamentswaage.
Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Stadtparlament, Klaus Schmitt, warnte bereits vor einer „Blockadepolitik“ gegen die neue Oberbürgermeisterin durch eine denkbare rot-grüne Koalition.
Eine solche Konstellation, so Schmitt, würde den WählerInnenwillen „extrem verfälschen“. Geschka siegte mit 53,3 Prozent – Winterstein erhielt nur 46,7 Prozent der Stimmen. Kpk
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