: Vogel im Käfig
■ Ex-DDR-Unterhändler verhaftet
Berlin (dpa) – Der ehemalige DDR-Unterhändler Prof. Wolfgang Vogel ist mit seiner Ehefrau Helga überraschend verhaftet worden. Der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten erließ am Montag gegen den 67jährigen früheren Honecker- Gesandten Haftbefehle wegen des Verdachts des Meineids und der Steuerhinterziehung. Vogels Ehefrau Helga (52) wurde ein bereits am Freitag vom Berliner Landgericht ausgestellter Haftbefehl wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung verkündet, teilte die Berliner Justiz mit. Beide waren am Sonntag mittag in ihrem Haus in Teupitz südlich von Berlin überraschend festgenommen worden.
Gegen Vogel, der am Freikauf von 33 Häftlingen und der Übersiedlung von 300.000 DDR-Bürgern in den Westen beteiligt gewesen sein soll, war bereits vor rund zwei Wochen Anklage wegen Erpressung in 53 Fällen von ausreisewilligen DDR-Bürgern erhoben worden. Vogel wird darin zur Last gelegt, Mandanten genötigt zu haben, ihre Grundstücke an Privilegierte des SED-Regimes abzugeben. Andere soll er zur Zahlung von hohen D-Mark-Beträgen gezwungen haben.
Die jetzt erlassenen Haftbefehle wurden mit Fluchtgefahr begründet. Vogel habe wegen der insgesamt drei gegen ihn laufenden Verfahren mit einer hohen Freiheitsstrafe zu rechnen. Auch bei Ehegattin Helga liege Fluchtgefahr vor. Der Haftbefehl wegen Steuerhinterziehung bezieht sich auf mehrere Vergehen zwischen 1983 bis 1989. Wie Vogels Anwalt Schomburg sagte, geht es dabei darum, daß Vogel DDR-Steuern nicht gezahlt habe. Dabei soll es sich in erster Linie um Einnahmen in DDR-Mark und nicht in D-Mark handeln, die Vogel nicht versteuert haben soll. Die Summen sollen Millionenhöhe erreichen. Im Haftbefehl wegen Meineids wird Vogel zur Last gelegt, am 8. Februar 1993 vor einem Zivilsenat des Berliner Kammergerichts unter Eid die Unwahrheit gesagt zu haben.
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