: Feiern, wenn's am schlechtesten geht
■ Morgen beginnt der Sommerdom - mit Rücksicht auf die Bomben-Gedenktage
Ab Morgen rummelt's wieder auf dem Heiligengeistfeld - der „Sommerdom“ beginnt. „Sensationelles neben Liebenswertem und Altbekanntem“ versprach der „Dom-Herr“ aus der Wirtschaftsbehörde, Eberhardt Leopold, gestern seiner „großen Familie“, der Dom-Pressekonferenz. Die erhofften drei Millionen BesucherInnen jedenfalls werden von den üblichen größten, schüttelndsten und erschütterndsten Bahnen, Hopsern und Karussells der Welt erwartet.
Um das Aufeinandertreffender ersten Domtage und der Gedenkwoche zur Hamburg-Bombardierung nicht zu kontrastreich wirken zu lassen, fallen sowohl die offizielle Eröffnungsfeier als auch die ersten beiden Freitags-Feuerwerke aus - das eingesparte Geld wollen die SchaustellerInnen dem Kinderhilfswerk UNICEF spenden. Feuersturm hin, Rezession her, Volksfeste sind wichtig: „Weinen können wir noch lange und genug“, meinte Willy Rüth, Vorsitzender eines der beiden Hamburger Schaustellerverbände. Die Menschen hätten schon immer gefeiert, wenn es ihnen am schlechtesten gegangen sei. Gerade in Zeiten des wirtschaftlichen Rückschritts gebe das Schaustellergewerbe Gas; und damit alle Arbeitslosen und SozialhilfeempfängerInnensich von soviel Lustigkeit nicht ausgeschlossen fühlen, beteuerte Rüth noch, daß versucht werde, die Preise „trotz allem zu halten“.
Überdies soll der Dom ein Zeichen der Völkerverständigung setzen: „Hamburg ist voller Fremder, die wissen manchmal nicht, was sie hier tun sollen“, so Rüth. Auf dem Heiligengeistfeld hingegen fänden die unterschiedlichsten Gemüter zusammen, weil man „auf den Dom gehen kann, ohne sich politisch zu streiten.“
Ulrike Winkelmann
Öffnungszeiten: werktags ab 15 Uhr und sonntags ab 14 Uhr; freitags und samstags bis 0.30 Uhr, sonst bis 23 Uhr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen