: Russische Truppen greifen Islamisten in Afghanistan an
■ Tadschikische Rebellen zurückgeschlagen
Moskau (AFP) – Eine Woche nach ihrer Stationierung an der tadschikisch-afghanischen Grenze hat die 201. Russische Schützendivision am Donnerstag mutmaßliche Stellungen tadschikischer Fundamentalisten in Afghanistan angegriffen. Dies meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf informierte Kreise in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe und in Moskau. Nachdem das russische Verteidigungsministerium die Verschärfung des Konflikts zunächst nicht bestätigt hatte, meldete gestern der Kommandant der 201. Division, General Antoli Tschitschulin, die erfolgreiche Attacke auf afghanisches Gebiet.
Bei dem Angriff hatten die russischen Truppen nach Angaben von Interfax Artillerie eingesetzt. Durch das massive Auftreten des russischen Militärs wird nun mit neuen Spannungen in den afghanisch-russischen Beziehungen gerechnet.
Die Lage sei „sehr gespannt“, hieß es in einem Bericht der Moskauer Agentur ITAR-TASS. Es gelinge der tadschikischen Führung unter Präsident Emomali Rachmanow nicht, wirksame Mittel gegen den Zermürbungskrieg der fundamentalistischen Tadschiken zu finden.
Nachdem die Altkommunisten den monatelangen Kampf um die Macht in Duschanbe Ende des vergangenen Jahres für sich entschieden hatten, waren die islamischen Einheiten in Richtung Afghanistan zurückgewichen. Barannikow nahm für Rußland während seines Aufenthaltes in Tadschikistan das Recht in Anspruch, die rund zweihunderttausend Russischsprachigen in der zentralasiatischen Republik zu schützen. Die afghanische Botschaft in Moskau reagierte auf die Zunahme der Spannungen mit dem Vorwurf, Rußland habe nicht auf das Verhandlungsangebot aus Kabul geantwortet. Statt dessen würden, ähnlich wie vor der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979, Truppen entsandt. Bereits am 28. April habe der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani Verhandlungen zwischen Rußland, Tadschikistan und Afghanistan gefordert, um die Stabilität in der Region zu sichern. Kabul sei bereit, über die Rückkehr von Tausenden Tadschiken zu verhandeln, die nach der Niederlage der islamischen Opposition in Afghanistan Zuflucht suchten.
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