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■ Mit Agrarprodukten auf du und duPreise sacken ab

Berlin (AP/taz) – Die Länder der Dritten Welt exportieren immer mehr Agrarprodukte und bekommen immer weniger Geld dafür. Wie die Welternährungsorganisation FAO in Washington berichtete, stieg die Ausfuhrmenge seit 1980 um 45 Prozent, die dafür erzielten Erträge gingen jedoch sogar zurück. Allein in den vergangenen zwei Jahren seien die Preise für Agrarprodukte aus der Dritten Welt real noch einmal um acht Prozent gefallen. Auch bis zum Ende dieses Jahrzehnts sei allenfalls eine leichte Stabilisierung des Preisniveaus zu erwarten, hieß es in dem Jahresbericht zur Situation auf den internationalen Rohstoffmärkten.

Am stärksten war der Preisverfall den Angaben zufolge bei Kaffee und Kakao mit einem Rückgang um 70 Prozent seit 1980. Bei den Zuckerpreisen errechneten die FAO-Experten einen Preissturz um nahezu 60 Prozent – die EG hatte den Zuckerrübenanbau so subventioniert, daß der Weltmarkt zusammenbrach. Auch bei Baumwolle und Kautschuk fielen die realen Preise um 50 Prozent. Insgesamt sanken die Preise für Agrarerzeugnisse der Entwicklungsländer um inflationsbereinigt 39 Prozent.

Für die Verbraucher in den Industrieländern macht sich diese Entwicklung in einer deutlichen Entlastung der Lebenshaltungskosten bemerkbar. In den Erzeugerländern der Dritten Welt behindere der Preisverfall jedoch nachhaltig die Bemühungen um die Schaffung von Arbeitsplätzen. „Dieser Trend hindert die Entwicklungsländer daran, dringend benötigte Devisen für ihre Entwicklung zu verdienen“, urteilte Eduard Sauoma, Generaldirektor der FAO. „Die bisherigen Versuche, die Probleme der Weltrohstoffmärkte zu lösen, haben bisher nicht zu den erhofften Ergebnissen geführt.“ Weltbank und Internationaler Währungsfonds hatten vielen Drittweltländern gleichzeitig den Anbau der gleichen Agrarprodukte für den Export empfohlen. Insbesondere der Anbau von Kakao war Ländern wie Ghana und der Elfenbeinküste empfohlen worden.

Auch die Zukunft malt die FAO in eher düsteren Farben. Da die Produktion der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft rascher zunehme als die Nachfrage, sei mit einer Erholung des Preisniveaus nicht zu rechnen. Zusätzlich erschwert werde die Exportwirtschaft der Entwicklungsländer durch zunehmenden Protektionismus der Industrieländer und eine steigende Produktivität der Landwirtschaft, erläuterten die Fachleute der UNO-Organisation. ten

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