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Brem-Sat auf Reise

■ Im November startet „Bremer“ Forschungs-Satellit

Seit gestern nachmittag ist Brem- Sat wieder unterwegs, dieser kleine Forschungssatellit des Zentrums für angewandte Raumforschung und Mikrogravitation (Zarm) und der Firma OHB Orbitaltechnik. „Wir wollen den Nachweis erbringen, daß man mit moderner Technik auch im All verhältnismäßig kostengünstig wissenschaftliche Experimente durchführen kann“, sagte der Chef des Zarm, Prof. Rath, vor fast einem Jahr. Damals scheiterte der geplante Flug des Brem-Sat allerdings noch an den Problemen der Großen: Die D2-Mission wurde mehrfach verschoben. Für die Bremer Experimente hieß das fast ein Jahr warten, jetzt nimmt ein Discovery-Shuttle am 10. November den nur 63 Kilo schweren Bremer Flugkörper mit auf seine Umlaufbahn. Bleibt es dabei, diesmal? „Wir sind ganz sicher“, gibt sich Zarm-Mitarbeiter Hans Königsmann optimistisch. Der neue Start-Termin hat für das vierköpfige Bremer Team einen Vorteil: Der Satellit wird nun so hoch ausgesetzt, daß er statt der ursprünglich geplanten 50 Tage nun 90 Tage oder mehr fliegen wird, bevor er in der Atmosphäre eintaucht und verglüht. „Wir freuen uns darüber“, sagt Königsmann, nur die Deutsche Raumfahrt- Agentur Dara, die den ganzen Spaß bezahlen muß, „die jammert bei jedem Tag“.

Solargeneratoren speisen die Batterien des Brem-Sat für die Schattenseiten des Fluges, über eine Magnetspule wird er gelenkt, die Daten werden nach Bremen auf die Erde gefunkt. Insgesamt sechs Experimente soll der Brem-Sat ausführen: Er soll Weltraum-Müll (“Staub“) untersuchen, er soll die Wirkung der Atmosphäre auf den Satelliten messen, wenn dieser sich der Erde wiederannähert, ein niederländisches Forschungsinstitut will über Brem-Sat die Wirkung des atomaren Sauerstoffs auf die Oberfläche der Raumflugkörper untersuchen.

Das von seinem vordergründigen Gebrauchswert prominenteste Experiment bezieht sich auf FCKW-freie Kühlschränke: Unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit soll der Wärmekoeffizient einer neuen Kühlflüssigkeit gemessen werden. Dies könnte für die Produktion wichtig werden — allerdings wurde das Experiment schon 1989 geplant, als noch keine derartigen Kühlschränke im Handel waren. Vielleicht kommen also auch mögliche Erkenntnisse für die praktische Umsetzung zu spät.

Ab dem 10. November werden die vier Zarm-Wissenschaftler also in Bremen „Bodenstation“ spielen. Gern würden sie die Serie der kleinen Forschungssatelliten weiterbetreiben. Obwohl das Kostenvolumen unter 10 Milionen Mark liegt, bestellen nur wenige Firmen und noch weniger Privatleute wollen so einen Satelliten bestellen. Bleibt das Zarm also auf staatliche Weltraum-Forschungsgelder angewiesen und die liegen derzeit unter dem Rotstift. „Wenn die großen (bemannten) Raumfahrt- Projekte gekürzt werden, leiden die kleinen Universitätssatelliten darunter sehr“, klagt Hans Königsmann. Dennoch ist er zuversichtlich, daß der kommende erste große Brem-Sat-Flug nicht der letzte ist. K.W.

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