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■ Der Experte empfielt Moskitonetze ohne LöcherMalaria wieder im Kommen

Göttingen (taz) – Sie galt als weitgehend vertrieben, in vielen Ländern sogar als ausgerottet. Doch in den vergangenen Jahren ist die Tropenkrankheit Malaria wieder schwer im Kommen. Dies behauptet jedenfalls der Leiter des Instituts für Tropenhygiene an der Universität Göttingen, Professor Wolfgang Bommer. Allein in der Universitätsstadt, wo bis 1986 kein einziger Fall aufgetreten sei, hätten sich seitdem nicht weniger als 151 Malaria-PatientInnen gemeldet, sagte der Wissenschaftler in einem taz-Interview. Drei der Betroffenen seien an den Folgen – vergiftetes Blut, Schüttelfrost und hohes Fieber – gestorben. Wesentlicher Grund für die Zunahme der Infizierungen sei, daß die Stechmükken der Gattung Anopheles als Überträger der Malaria gegen immer mehr der gängigen Prophylaxe- Medikamente und -Mittel immun würden. Einen hundertprozentigen chemischen Schutz gegen die Malaria gebe es inzwischen nicht mehr, so Bommer.

Als wichtigste Maßnahme gegen eine Malaria-Infektion bezeichnete Bommer, der bundesweit als Koryphäe in Sachen Tropenkrankheiten gilt, einen „ganz normalen Schutz vor Mückenstichen.“ Wichtig sei dabei schon die Auswahl der Unterkunft bei Reisen in potentielle Malaria-Gebiete. „Wenn es ein klimatisierter Raum ist, fliegen die Mücken nicht.“ Nützlich seien auch eine Abdichtung der Schlaf- und Wohnräume mit Gaze und die Verwendung von Moskitonetzen, „die allerdings kein einziges Loch haben dürfen“. Bei Aufenthalten im Freien sei Kleidung mit langen Beinen und Ärmeln sowie das Einreiben oder Einsprühen der nicht bedeckten Körperteile mit Schutzmitteln zu empfehlen. Vor einer „wahllosen Einnahme“ von Medikamenten zur Malaria-Prophylxe rät Bommer ab. Viele dieser Mittel, über deren Zusammensetzung und Wirkung auch die Hausärzte oft nicht ausreichend Bescheid wüßten, zeitigten starke Nebenwirkungen und seien zudem oftmals absolut wirkungslos.

Reisende, die sich in Tropenregionen mit hoher Anopheles-Population aufhielten, sollten sich in jedem Fall vorab von Fachärzten oder in Tropeninstituten beraten lassen. Schließlich seien auch nicht alle Malaria-Krankheiten lebensbedrohlich. Die Medizin unterscheidet drei verschiedene Krankheitsbilder, sagte der Wissenschaftler. Die nach den jeweiligen Fieberrhythmen so benannte Malaria Quartana führt „nur in absoluten Ausnahmefällen“ zum Tode. Gefährlich, weil von ihr auch innere Organe und das Gehirn befallen werden könnten, sei vor allem die Malaria tropica. Reimar Paul

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