: Die Stadt, der Müll und das Kreuz
■ Antwort auf den Leserbrief in der TAZ vom 4.8.93: „Ich brauch' keinen Mülleimer...“ von Eckehard Rapka
Lieber Herr Rapka, Ihre Vorwürfe gegen meine Abfallwirtschaftspolitik klingen plausibel, sind es aber nicht:
In der Tat wurden die Abfallentsorgungsgebühren um 25 Prozent angehoben. Dies hat allerdings mit den gestiegenen Kosten der Müllbehandlung zu tun, die auch ein grüner Umweltsenator nicht verhindern kann. Als Beispiele nenne ich die geplante vorzeitige Schließung der Müllverbrennungsanlage und die dringend notwendige Sanierung des vorhandenen Schlackeberges sowie eine umweltbewußte Lösung des Gesamtproblems MVA-Schlacke.
Sie schreiben, daß Sie keinen Mülleimer brauchen. Das behaupten fast alle. Merkwürdig ist nur, daß gleichzeitg das Müllproblem nicht schrumpft, sondern wächst. Deswegen sind wir dabei, in Bremen die „codierte Tonne“ einzuführen. Damit alle, die tatsächlich wenig Müll produzieren, die Möglichkeit bekommen, Gebühren einzusparen.
Damit werden wir gleichzeitig die Arbeitssituation der Müllwerker verbessern: Die 35-Liter-Müllgefäße werden gegen solche mit 60 Litern umgetauscht. Das schmerzt zwar die BremerInnen, schont aber die Rücken der Müllwerker. Allein im vergangenen Jahr mußten 28 von ihnen wegen Rückenleiden in den vorzeitigen Ruhestand geschickt werden.
Als kleine Freude bekommen Sie dann auch in Kürze des Gelben Sack, dessen Austeilung ich nicht verzögert, sondern beschleunigt haben, so daß gegen Ende des Jahres jeder Bremer Haushalt eintüten kann, was das Zeug hält.
Übrigens, wenn Sie mögen, könne Sie demnächst in der gebührenfreien Biotone Kompost sammeln. Es bleibt Ihnen natürlich unbenommen, Ihre Küchenabfälle in die Komposteimer der Recyclinghöfe zu bringen. Warum nicht auch nach Hemelingen? Dort habe ich gemeinsam mit den Ressorts für Soziales und Arbeit dafür gesorgt, daß die Kompostsammlung erhalten bleibt - trotz der fehlenden Gelder aus Bonn und Nürnberg, denn die Einstellung erfolgte wegen der Mittelkürzungen für ABM-Stellen und nicht - wie Sie offenbar vermuten - aus Sinn für Unsinn. Mit freundlichen Grüßen: Ralf Fücks, Umweltsenator
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen