■ Kaum zu glauben: Krebsverdächtiger Duft
In vielen Kosmetika und Waschmitteln stecken krebsverdächtige Nitro-Moschusverbindungen. Das fand das Lebensmitteluntersuchungsamt des Landes Schleswig-Holstein heraus. Welche der 101 untersuchten Marken betroffen sind, hält das zuständige Umweltministerium des Landes geheim, „aus datenschutzrechtlichen Gründen“.
Nitro-Moschusverbindungen dienen als Duftstoffe. Die synthetischen Verbindungen ersetzen heute den Geruch von Moschus, das Drüsensekret des gleichnamigen Tieres. Angeblich verleihen sie eine animalische Note.
Große Waschmittelfirmen wie Henkel (Persil) und Procter & Gamble (Ariel) haben die bedenklichen Riechstoffe bereits aus ihren Pulvern genommen, die kleinen Firmen werden wahrscheinlich folgen. In Baden-Württemberg wies die Chemische Landesuntersuchungsanstalt Sigmaringen in Detektivmanier nach: Das Waschmittel eines Pflegeheims ist verantwortlich für den hohen Nitromoschus-Gehalt, der sich in Forellen fand, die im Wasser des Flusses Lauchert gezüchtet wurden. In die Lauchert hatte das Heim sein Abwasser eingeleitet.
Die Kosmetikindustrie will auf den Moschus-Duft vorläufig nicht verzichten. Auch das Bundesgesundheitsamt glaubt nicht, daß die Stoffe in Kosmetika riskant sind und hat erst einmal angeregt, die Angelegenheit bei der EG prüfen zu lassen.
Die Experten des Untersuchungsamtes Schleswig-Holstein sind weniger zurückhaltend, nachdem sie die Nitromoschus-Verbindungen bereits in der Muttermilch fanden. Sie vermuten, daß die kritischen Stoffe durch die Haut aufgenommen wurden. Deshalb verlangen sie „dringend gesetzliche Maßnahmen“: ein Verbot in Waschmitteln und Kosmetika.
jp
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