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Waber, waber -betr.: "Rückkoppelung der Dummheit", taz vom 4.8.1993

Betr.: „Rückkoppelung der Dummheit“, taz vom 4. 8. 1993

Werte Tazzen, daß in der taz öfters Artikel ohne Informationsgehalt stehen, ist eine Sache. Wenn jemand zu verschiedenen Themen schreibt, kann das passieren. Aber was sich Till Briegleb in „Rücckoppelung der Dummheit“ abgebrochen hat, geht mir zu weit: Reine Selbstbeweihräucherung. Der Faktengehalt ist gleich Null: Er läßt sich über die Lektüre einer Wurfsendung faschistischen Inhalts aus, um sich erhaben über den Alltagsrassismus zu erheben. So in dem Satz: „Ihr Ziel, auf den bildungs- und gedankenlosen Weiden des sozialen Neides zu grasen, verfolgt sie mit Stilmitteln, die Betrachtung verdienen“.

Dieser schwadronierende elitäre Ton durchzieht den gesamten Text. Der taz-Autor findet sich dadurch antifaschistisch, daß er kein „vom Holstenbier umnebelter Dummkopf“ ist.

Was mich daran stört, ist die Reinheit, mit der hier die Selbstkonstruktion vom elitär denkenden Bildungsbürger als besser, weil in der Klassenhierachie höherstehend, unverblühmt herumwabert. Daß Hitler an den Universitäten mehr Anhänger hatte als in der gesamten Gesellschaft, usw., ist ja wohl jemandem bekannt, der sich so schlau und antifa findet wie Till Briegleb. Es läßt mich am Verstand zweifeln, wenn jemand sich dadurch antifa fühlt, daß er elitär rumschwallert. Ohne daß er begreift, daß Faschismus eben auch mit Herrschaftseliten und schlauen Gebildeten, die über den Dingen stehen und genial Zyklon B erfinden, etwas zu tun hat. Eine Zeitung, die in der Mittelklasse gelesen wird, sollte gerade den Rassismus und das reaktionäre Denken in eben dieser Klasse zersetzen.

(...) Mit freundlichen Grüßen,

Moritz Herbst

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