■ Kommentar
: Schweigen der Wölfe

Quod erat demonstrandum: ministrable Handlungsfähigkeit. Nun hat er ein beachtliches Päckchen geschnürt, der Wissenschaftssenator. Wie Nikolaus unterm Gabentisch zauberte er gestern für jeden etwas hervor: Für die Patienten etwas Geld, für die Bürokratie etwas Arbeit, für die Opposition einige Beruhigungspillen, für das UKE ein paar neue Finanz-Kontrolleure und für die Ärzte ein paar moralische Appelle.

Ein ansehnliches Bündel, das Hajen präsentiert, aber welch mühsame Geburt: Wochenlange Schlagzeilen, heftige Senatorenschelte plus Rücktrittsforderungen en masse, ein nahender Neuwahltermin und jeden Tag mehr Patienten mit neuen Leidensgeschichten. Muß das Rad wirklich immer zwei- oder dreimal neu erfunden werden, bis es sich einmal zu drehen anfängt? Schließlich gab es in dieser Stadt – Bernbeck – schon einmal einen Arztskandal, und es gab damals auch schon ein beachtliches Paket von Erkenntnissen und Forderungen. Die, wären sie umgesetzt worden, vielleicht etwas verhindert hätten?

Auf weitere Einsichtsfähigkeit warten, das müssen wir wohl bei der Ärzteschaft. Daß miefiger Standesdünkel, Duckmäusertum und ein Verhaltenskodex nach dem Vorbild der drei Affen bei diesem Berufsstand Tod und unnötiges Leiden erzeugt, bekamen wir wieder einmal überzeugend vorgeführt. Umso unbegreiflicher, da solches Handeln, oder besser Nichthandeln, zum Imagevelust für die gesamte Zunft führt. Ein Selbstreinigungsprozeß muß nun folgen, eine Aklt der Hygiene, bei dem mehr nötig ist als der schlichte Einsatz von Desinfektionsmitteln.

Sannah Koch