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Forum für Homophobie

■ betr.: Trüpel-Interview in „Druck gegen Rechts“

Am 14. August 1993 hattet ihr Helga Trüpel im „Druck gegen Rechts“ zum zweiten Mal Gelegenheit gegeben, ihrer Homophobie Öffentlichkeit zu verschaffen. Helga Trüpel durfte die Gefahr für den Zusammenhalt in der Gesellschaft durch Schwule und Lesben beschwören. Diese Gefahr soll sich verwirklichen, wenn Schwule und Lesben ihr Anderssein betonen, meint Trüpel.

Noch am 14. August hatte ich dazu einen Leserbrief in Euren Hausbriefkasten geworfen. Dieser ist von Euch weder abgedruckt worden, noch habt Ihr mir schriftlich Euer Absehen vom Abdruck mitgeteilt, wie es Eure Berliner Kollegen zu tun pflegen.

Im Zusammenhang mit Anschlägen auf Asylbewerber schienen die taz-Kommentatoren eigentlich die Zusammenhänge begriffen zu haben: Auf politischer Ebene wird die Gefahr durch „Asylanten“ für die Gesellschaft beschworen und das rechte Fußvolk verschafft diesem artikulierten politischen Willen Ausdruck.

Sicherlich ist Helga Trüpel im Gegensatz zu den meisten dieser angstschürenden Politikern ein sehr liberaler Lichtblick. Umso fataler finde ich, daß sie sich hinreißen läßt, Schwule und Lesben zur Gefahr für den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu erklären und sie damit praktisch auf dieselbe Weise den Rechten zum Abschuß freigibt wie das konservative Politiker tun. Und daß die taz ihr hierzu ein Forum eröfnet und Leserbriefe dazu zurückhält, finde ich ziemlich erbärmlich. Ihr zeigt damit nicht einmal Flagge gegen Ausländerfeindlichkeit. Denn es ist kein Druck gegen Rechts, wenn Ihr statt auf die Gefahr für die Gesellschaft durch Asylbewerber auf die durch Schwule und Lesben hinweist. Dirk Burchard

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