Unterm Strich

Es ist ein bißchen bitter und macht uns wütend und traurig zugleich, daß Woody Allen, der eigentlich doch unser ureigenstes Häseken ist, nun einem bundesrepublikanischen Nachrichtenmagazin ein Interview gab, dem dann doch nichts besseres einfällt, als ihn zu fragen, ob das nicht alles ein bißchen altmodisch ist, was er da macht: sein neuer „Mystery“- Film, die Musik, das New-York-Bild u.s.w. Herr, schmeiß doch ein bißchen Hirn vom Himmel und gib auch ein bißchen mehr journalistische Spitzbübischkeit dazu, wennst Hamburg triffst. Und nimm diesen Zeilen den gelblichen Neid der kleinen tageszeitung und ihrer noch kleineren Filmredaktion, die so gar nicht genug Knack hat, mit dem sie nach London jetten und ihr ureigenstes Häseken selbst interviewen könnte. Dann würde sie auch weniger lästern, ganz bestimmt!

Wir wissen nicht, warum Sie so traurig sind, aber wir sind traurig, weil die USA Today berichtet, daß es inzwischen viele Menschen gibt, die sich von Tom „Wüüüürg“ Cruise an ihrem Augapfel rumknabbern lassen würden. Können Sie sich das vorstellen! Wie kommen die bloß auf eine solche Idee? Tom Cruise dürfte nicht mal an unserem Bac-Deo-Stift rumknabbern, obwohl er immer so aussieht, als hätte er genau das gerade ausgiebigst getan.

Große Begeisterung wird außerdem vermeldet vom neuen Claude Van Damme-Film, „Hard Target“, der vom Kult-Regisseur John Woo stammt, das heißt, es ist mit allerhand High-Tech-Pfeilen und -Bögen zu rechnen. Ein Creep aus New Orleans, ein grusliger Kerl also, verkauft obdachlose Vietnam-Veteranen an reiche Herrschaften, die sie mit scharfer Munition vollstopfen. Sie können sich's nicht so recht vorstellen? Wir auch nicht.

Wenn eine seriöse Nachrichtenagentur sich nicht entblödet, eine „Meldung“ unter dem Titel „Krebskranke Isabell starb wie eine Königin“ im ganzen Lande herumzusenden, muß sie sich nicht wundern, wenn sie in dieser das ganze Land stets aufs neue erschütternden Spalte vollends der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Diese Zeilen, so finden wir, sprechen für sich selbst: „Isabell war offenbar von klein auf ein besonderes Kind. Im Alter von zwei Jahren überlebte sie einen beinahe tödlichen Sturz. Schon kurz nachdem sie von ihrem Tumor erfuhr, sah sie einen Sinn in diesem Schicksalsschlag: ,Aber solche Situationen sind wichtig. Sie müssen ab und zu den Alltag aufreißen, um uns allen zu zeigen, wie sehr wir uns doch in Wirklichkeit lieben und nur die Nichtigkeiten des Alltags diese so große Liebe unter uns zudecken.‘“ Das dürfte ja wohl reichen. Oder nein: „Der Bruder Matthias schrieb im Februar 1982 der Schwester:,Nicht zu stoppen war Deine enorme Ausstrahlung.‘“ Wir sind gleich hin und haben unseren Alltag aufgerissen, aber darunter lag nur ein mit den Rändern nach oben weisendes, ältliches Leberwurstbrot.