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Peinliche US-Panne in Mogadischu

■ Elitetruppe nahm bei Angriff UN-Entwicklungshelfer fest

Mogadischu (AFP) – Auf der Suche nach dem Feind haben UN- Truppen in Somalia ihr Ziel am Montag weit verfehlt. Statt gesuchter Rebellen des Clanchefs Mohammed Farah Aidid gingen den Soldaten acht Mitarbeiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) ins Netz. Obwohl sich die zivilen UN-Mitarbeiter ausweisen konnten, wollten ihre militärischen Kollegen nicht so recht an einen Mißerfolg glauben. Sie fesselten die Entwicklungshelfer, die sich auf den Boden legen mußten, und brachten die acht Festgenommenen danach ins UN-Gefängnis. Sie wurden erst Stunden später wieder entlassen. Der Sprecher der UN-Truppen in Somalia (UNOSOM), David Stockwell, begründete das Versehen mit dem Mißtrauen der Militärs gegenüber gefälschten Papieren. Die Aktion hatte spektakulär begonnen: Rund 50 US-Soldaten, darunter Mitglieder einer Eliteeinheit, hatten sich im Süden Mogadischus aus zwölf Hubschraubern abgeseilt, um zwei verdächtige Häuser zu durchsuchen. Nach Angaben des UNOSOM-Sprechers befanden sich die Gebäude außerhalb des „zugelassenen“ Sektors, der Mitarbeitern von Hilfsorganisationen in Mogadischu zugeteilt worden war. Dieses Gebiet sei deshalb als „feindlich“ eingestuft und durchkämmt worden.

Der UNOSOM-Sprecher machte keine Angaben zu einem weiteren Zwischenfall, der die 50 US-Soldaten ebenso ins Zwielicht rückt. Die UN-Truppe hatte bei ihrer Durchsuchung am Montag auch das Eingangstor der französischen Hilfsorganisation Internationale Aktion gegen den Hunger (AICF) gesprengt und eine Mauer eingerissen. Auch hier mußten sich die Mitarbeiter auf den Boden legen und die Hände auf den Rücken legen. Aufgrund zerbrochener Türen, zerstörter Radios und weiterer Verwüstungen will AICF von der UNO eine „offizielle Erklärung“ der Vorfälle.

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