: Prädikat: von fast allen ungeliebt
■ Die US Open sind nicht gerade das Lieblingsturnier der SpielerInnen - mit Ausnahme von Steffi Graf, die überall gut spielt und jetzt neue Kleider trägt, sowie Boris Becker, der sich von McEnroe...
Berlin (taz) – Wimbledon kann Stil und Tradition vorweisen. Paris hat wegen seines „kontinentalen Charmes“, meint jedenfalls die Herald Tribune, die Herzen der SpielerInnen erobert. Über Melbourne ist weder Herzliches noch Negatives überliefert. Und New York? Die US Open sind schlichtweg allseits unbeliebt, werden gerne sogar als Überlebenstest für alle Beteiligten bezeichnet.
Für Anke Huber sind sie das „ungeliebteste Turnier“ überhaupt. Der Weltranglisten-Zehnten geht in New York so ziemlich alles gegen den Strich: „Diese Stadt ist mir zu hektisch, zu laut, ich fühle mich hier einfach nicht wohl.“ Dieses Unwohlsein hat sich diesmal nicht auf ihre sportliche Vorstellung ausgewirkt. Die Heidelbergerin schlug Karin Kschwendt 6:2, 6:2. „Für Flushing Meadow war ich ganz gut.“
Die US Open, weit entfernt, an die königliche Gediegenheit des „All England Lawn and Croquet Club“ heranzureichen, etablierten aber mittlerweile neben dem Lärmpegel auch ihre eigenen Legenden: dazu gehört der Tie-Break im fünften Satz, das Erreichen des Grand-Slam-Titels durch Rod Laver, Margaret Court und Steffi Graf und natürlich Jimmy Connors, dessen Tennis-Vita mit den US Open verbunden ist – vom Teenager-Rebell zum alterslosen Haus-Champion. Martina Navratilova hat lange gebraucht, um sich mit den US Open anzufreunden. Nun liebt sie New York und schlägt ihre erste Konkurrentin, die Italienerin Gloria Pizzichini, mit 6:0, 6:1. Andere Europäer haben Gefallen an Flushing Meadow gefunden – darunter auch Boris Becker. Dieser läßt sich von McEnroe, der diese Open viermal gewonnen hat und nun auf einen Start verzichtet, weil er nicht mehr das Zeug zum Siegen habe, den letzten Schliff zum Siegertypen verleihen: „Niemand versteht mehr von Tennis als McEnroe“, meint Becker, der sein erstes Spiel gegen den Russen Andrei Tscherkassow bestreitet.
Steffi Graf scheint sich zur Zeit überall wohlzufühlen. So war ihr Auftaktspiel in Flushing Meadow wie gewohnt eine kurze Angelegenheit: 6:3, 6:0 besiegte sie die Amerikanerin Robin White. Weniger ihre Schläge als vielmehr ihr Outfit sorgten für Aufsehen: schwarze Streifen und Muster, welche die Weltranglistenerste selbst für ihre neue Herbstkollektion ausgesucht hatte, zierten Rock und T-Shirt, das sich für die sonst zugeknöpfte Stefanie Graf auffallend weit ausgeschnitten präsentierte. coh
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen