: Plattdeutscher Psalm
■ Wertvolle Funde aus der Renaissance bei Hausrestaurierung in Krempe entdeckt / Deckenmalereien aus dem Jahre 1740
Bei Sicherungsarbeiten an dem wohl ältesten Haus der Stadt Krempe im Kreis Steinburg aus dem Jahr 1540 machten die Besitzer einen überraschenden Fund: Im 1. Stock fanden Patricia Rohde-Hehr und Wolfgang-Martin Hehr hinter dem Mauerwerk hölzerne Fensterpfosten aus der Zeit der Renaissance. „Dabei handelt es sich um die ältesten, die bisher in Schleswig-Holstein entdeckt wurden,“ sagte der Leiter der Denkmalspflegebehörde in Itzehoe, Thomas Klinkott.
Das Haus war vor einem Jahr von den jetzigen Besitzern, einem Restauratorenehepaar, erworben worden. Bei Sicherungsarbeiten entdeckten sie nicht nur die geschnitzten Fensterstöcke, sondern auch sehr gut erhaltene Deckenmalereien aus dem Jahre 1740. Diese sind in einem Raum bis auf ein Dielenbrett vollständig erhalten. Im Obergeschoß des Gebäudes gibt es keine gemauerten Zwischenwände, sondern lediglich Holzpaneele, die ebenfalls zum Teil mit Bemalungen versehen sind.
Bei den Untersuchungen stellte sich auch heraus, daß es sich eigentlich um zwei Gebäude handelt. Der erste Bau aus dem 16. Jahrhundert erhielt im späten 17. Jahrhundert einen „Anbau“. Von 1660 bis 1970 wurde das Haus als Apotheke genutzt. Noch nicht datieren können die Denkmalspfleger eine Inschrift an der Verbindungsmauer zum Nachbarhaus, die hinter einem Einbauschrank der Apotheke zum Vorschein kam: ein Psalm auf platt.
„Wir entdeckten fast jeden Tag etwas Neues, Aufregendes“, berichtet das Restauratorenpaar. Darunter alte Glasphiolen aus der Apotheke sowie Münzen aus dem 17. Jahrhundert. Die alte Apothekeneinrichtung befindet sich zur Zeit im Magazin des schleswig-holsteinischen Freilichtmuseums in Molfsee. Die Sanierungskosten werden etwa 1,6 Millionen Mark betragen. Das Landesamt für Denkmalpflege beteiligte sich bisher mit 405 000 Mark an den Kosten.
Manfred Schröder
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen