: Bärenblut und andere Kleinigkeiten
■ Kleine „Hexen aus der Vorstadt“: Ein neuer und besonderer Kinderfilm
Die Vorstadt ist ein Hochhaus-Dschungel. Graue bröckelnde Fassaden im klassisch-häßlichen Plattenbaustil des realistischen Sozialismus. Und mittendrin ein real existierendes Paradies: kleine Häuschen mit verwilderten Gärten voller Tiere vom Hasen bis zum Pferd. In diesem Idyll leben die zwei kleinen Mädchen Veronika (Lucie Cechova) und Petra (Tereza Fliegerova) und ihre Eltern. Doch der Frieden ist bedroht: Zusammen mit den schrulligen alten Tanten Emma (Marie Tomasova) und Lida (Dana Syslova) beobachten sie täglich, wie sich ein Neubaugebiet immer weiter ausdehnt. Auch ihre Häuser sind von der Abrißbirne bedroht.
Doch ein altes Kochbuch mit sonderbaren Rezepten sorgt für Hilfe: Man nehme Katzenhaare, geweihte Kreide, die Haut eines Frosches, neunerlei Kräuter und Bärenblut. Und das Wunderbarste: Die Rezepte funktionieren. Petra mixt einen seltsamen Sud, der einen gefangenen kleinen Karpfen in ein Riesenexemplar verwandelt. Der naschhafte Kater Miki verwandelt sich in einen indischen Tiger.
Es klappt also mit der Magie. Nun wollen die Mädchen mehr. Nachdem Tante Emma weinend erzählt, daß ihr Haus abgerissen werden soll, beschließen Veronika und Petra einen Cocktail zu mixen, der alles verkleinert. Denn nur so könnne die alten Tanten ihre Tiere mit in die winzige Neubauwohnung nehmen, die ein nur magerer Ersatz für das gemütliche Gartenhaus ist.
Doch die Zauberei geht schief, statt zu verkleinern, vergrößert der magische Drink die Bäume zu naturgeschützten Prachtexemplaren. Und die dürfen, so will es das Gesetz, nicht gefällt werden. Die Abrißbirne schwingt nun nicht mehr über der kleinen Siedlung, sondern zerstört den häßlichen Betonbau nebenan. Das stört niemanden. Genausowenig wie die Tatsache, daß sich die mißgelaunte Nachbarfamilie in Fliegenpilze verwandelt.
Regisseurin Drahomira Kralova führte die jungen Schauspielerinnen mit enormer Sensibilität und schuf einen Kinderfilm mit naiv-enthusiastischem Esprit und einen Appell an die Phantasie und an die Liebe zur Natur. Ein Streifen, der sich mühelos in die traditionell hochwertigen tschechischen Kinderfilme einreiht.Hella Körnich
Abaton, Elbe-Kino
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