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Die Jazzfälscher

■ Höllenspaß mit den Absurditäten der „Jazz Passengers“ im KITO

Er sieht aus wie Groucho Marx; er bewegt sich genauso nervös huschelig und hat einen ganz ähnlich anarchistischen Humor. Nur der dicke, schwarze Schnurrbart des Saxophonisten Roy Nathanson ist nicht aufgemalt wie bei seinem Vorbild — ansonsten ist er eine gelungene Fälschung des Komikers. Und so wie er aussieht, spielt er auch.

„Fake Jazz“, also gefälschten Jazz, nennen die sechs New Yorker Musiker der „Jazz Passenger“ ihre respektlos witzige Mischung verschiedenster Musikstile und - formen. Im KITO warfen sie mit schmackes ein Freejazzsolo in eine schwüle Barmusik oder in einen Calypso wurden Texte gestopft, die zu einem ganz anderen, viel längeren Song gehören mußten. Jim Nolet (Violine), Bill Ware (Vibraphon), Chris Wood (Schlagzeug) und E. J. Rodriguez hatten einen höllischen Spaß daran, musikalische Klischees ins Absurde zu treiben und die Arrangements immer wieder in das Unerwartete abdriften zu lassen. Posaunist Curtis Fowler war der zweite Frontman der Band und wirkte mit seinem ruhigen, lakonischen Humor wie der ideale Gegenpart zu Nathansons manischen Aktionen. Der Auftritt war so burlesk, daß man vor lauter Lachen die musikalischen Finessen leicht überhören konnte. Aber jeder Musiker bekam genügend Freiraum für solistische Exkursionen, die dann oft überraschend ambitioniert und ganz und garnicht wie „fakes“ klangen.

Zu den Höhepunkten des Konzerts gehörten die Coverversionen: Armstrongs „What a wonderful world“ wurde so hundsgemein durch den Kakao gezogen, daß auch Groucho Marx seine Freude daran gehabt hätte. Willy Taub

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