: Bremen konservativ
Die kurzen Wege im Stadtstaat machen die Chance seiner demokratischen Qualität aus, wird immer wieder gesagt. Zu Recht. In der Wirtschaftspolitik dagegen scheinen die kurzen Wege eher hinderlich, wenn unbequeme Wahrheiten gesagt werden müssen. Daß vor der Unterschrift unter eine 200 Millionen-Investition (Fischereihafenschleuse Bremerhaven) noch einmal nachgerechnet wird, ob neue Umstände die Rentabilität infrage stellen, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Nicht in Bremen.
Daß die Betroffenen sich wehren, ist verständlich. Aber hier beginnt das Problem des Stadtstaates: Wenn aus Cuxhaven Protest gegen die Wirtschaftspolitik der Landesregierung in Hannover aufbrandet, muß das noch keine Staatsaffaire sein. In Bremen ist es sofort eine.
Konservatismus der Arbeiter und Liebe zum guten Alten der eingesessenen Unternehmer verbünden sich hier auf eine merkwürdige Weise und können direkt durchschlagen auf die Politik. So scheint es in dieser bremischen Stadtstaat- Demokratie unausweichlich zu sein, mit horrenden Steuergeldern immer wieder auf das Alte zu setzen und das zu „sanieren“, was andernorts als Restmasse überholter Industriestrukturen gilt. Klaus Wolschner
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