: Flaschenrecycling mit Kunstauge
■ Bei Goslar trennt eine Maschine weißes, grünes und braunes Glas
Bei der Exner-Werth-Recycling GmbH in Langelsheim (Landkreis Goslar) rasselt, schreddert und klappert eine Wiederaufarbeitungsanlage, die zumindest eines nicht ist: farbenblind. Das aus Förderbändern, Luftschleusen und Lichtschächten zusammengesetzte Maschinenmonstrum sortiert mit einem „fototechnischen Auge“ Millionen auf Geldstückgröße zerkleinerte Flaschen, Gläser oder Schalen nach Farben. Darüber hinaus, sagt Percy Werth, Geschäftsführer der Recycling GmbH, ist das Verfahren, mit dem die Maschine arbeitet, europaweit einmalig. Japaner und Amerikaner seien schon dagewesen, um sich die Technik erläutern zu lassen.
Entstanden ist die immer wieder verbesserte „Anlage zur Einzelstückerkennung von Altglas“ vor sechs Jahren aus der Not heraus. Bisherige Verfahren, das gesammelte Altglas nach Sorten getrennt für eine möglichst häufige Wiederverwertung in Glashütten vorzubereiten, brachten nicht die erwartete Erfolgsquote.
Zwar würden heute bereits weit mehr als 50 Prozent des Altglases wiederverwertet. Grundsätzlich jedoch, so Firmenchef Werth, könnten neue Glasprodukte annähernd vollständig aus Altglas hergestellt werden. Weil der Verbraucher aber seine Milch aus weißen und sein Bier aus braunen und grünen Flaschen trinken will, erwartet die Verpackungsindustrie wiederverwertbares Altglas in „Sortenreinheit“ — nach Farben getrennt, wie der Fachmann sagt.
Von den jährlich rund 200.000 Tonnen Altglas, die in Langelsheim ankommen, sind lediglich noch fünf Prozent Ausschuß. 95 Prozent liefert das Partnerunternehmen des Dualen Systems zur Weiterverarbeitung an zehn Glashütten. Zuvor durchlaufen die weißen, braunen und grünen Altglassplitter unzählige Sortierkanäle, werden von Druckluftimpulsen einzeln zu den optischen Meßstellen befördert, um abgetastet und mehrfach durchleuchtet auf den „glitzernden Glasbergen“ des Zwischenlagers auf ihren Abtransport zu warten.
Sorge bereitet der Geschäftsführung, zugleich mit der derzeitigen Kritik an der Entsorgungswirtschaft in Mißkredit zu geraten. Das Duale System habe Lücken, sagt Werth, die „schwarzen Schafe der Branche“ nutzten das Recycling-Symbol „Grüner Punkt“, ohne dafür zu bezahlen. Der Unternehmer fordert schärfere Kontrollen für weiterverarbeitende Unternehmen. dpa
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