Iran droht Armenien

■ Rückzug aus Aserbaidschan gefordert

Moskau/Berlin (AFP/dpa/taz) – Am Vortag der Moskauer Gespräche über den Krieg um Berg-Karabach mehrten sich gestern die Anzeichen für eine „Internationalisierung“ des Konfliktes. Aus Teheran verlautete, daß iranische Soldaten in aserbaidschanisches Territorium eingedrungen seien. Nicht näher identifizierte Regierungskreise berichteten, die Truppen „beschützten“ unter anderem zwei aserbaidschanische Staudämme am Grenzfluß Aras, die auch den Iran mit Wasser versorgen. An der türkischen Grenze zu Armenien, an der inzwischen vier türkische Infanterie-Bataillons stehen, soll am Montag abend erneut auf armenisches Gebiet geschossen worden sein. Rußland, dessen Armee die armenische Grenze auf der Seite der GUS-Staaten kontrolliert, protestierte bei der türkischen Regierung.

Weder aus Rußland noch aus Armenien oder Aserbaidschan kam eine Bestätigung für eine Grenzüberschreitung der Iraner. Der amtierende aserbaidschanische Präsident Gaidar Alijew warnte Teheran gestern jedoch vor einem Eingreifen. Bereits am Montag abend hatte der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati erklärt, sein Land werde der „armenischen Aggression“ in Aserbaidschan nicht länger zusehen. In einem Telefongespräch mit dem armenischen Außenminister Vagan Papazyan forderte er, daß der Krieg um Berg-Karabach unverzüglich beendet werde und Armenien seine Truppen zurückziehe.

Heute wird neben Alijew und Vertretern Armeniens auch die türkische Premierministerin Tansu Ciller zu Gesprächen in Moskau erwartet. Alijew hat in den vergangenen Tagen bei Jelzin und mehreren Ministern um Hilfe bei einer Konfliktlösung in Transkaukasien ersucht. Ciller hatte Armenien gedroht, zugunsten Aserbaidschans in den Krieg einzugreifen. dora