Preußischer Landtag: Und es ist doch Tropenholz ...

■ Gutachten bestätigt Greenpeace-Vorwürfe / Folgen für schuldige Firmen unklar

Teile der über 600 Türen im Preußischen Landtag bestehen aus Tropenholz. Entsprechende Vorwürfe, die die Umweltorganisation Greenpeace bereits im April dieses Jahres erhoben hatte, bestätigt nun ein Gutachten der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM). Auf die damaligen Vorwürfe hatte Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU) mit einem Dementi reagiert – Greenpeace habe Tropenholz mit Kirschholz verwechselt, ein Verstoß gegen das Verwendungsverbot von Tropenholz liege somit nicht vor.

Obwohl jetzt zweifelsfrei die Verwendung von Tropenholz nachgewiesen ist, will Laurien noch immer nichts gegen die schuldigen Firmen unternehmen. Die Lieferanten hätten inzwischen mit Zertifikaten belegt, daß das verwendete Holz aus kontrolliertem Anbau komme, sagte Parlamentssprecher Lutz-Rainer Düsing der taz. Für dieses Holz gebe es kein Verwendungsverbot. Doch die BAM hat auch die Zertifikate begutachtet. Ergebnis: Eine Überprüfung des Wahrheitsgehalts sei nicht möglich. „Sicherlich gibt es Diskussionsbedarf“, räumte der Parlamentssprecher ein. Ob Zertifikate der Firmen ausreichend und die baurechtliche Bestimmung genügend seien, müßten die in der Baukommission vertretenen Fraktionen klären. Die Kommission tage Mitte Oktober.

Greenpeace forderte gestern, die Verursacher „empfindlich“ zu bestrafen. Außerdem sollten die verantwortlichen Politiker mehr umweltpolitische Sensibilität zeigen, sagte Klimaschutz-Experte Carsten Körnig. Die Grünen wollten, daß die Firmen einen „großzügigen“ Betrag in einen noch zu gründenden Regenwaldfonds zahlen sollen, um so den Schaden wiedergutzumachen. Ansonsten, drohte Hartwig Berger, müßten die Firmen von der Liste der Lieferanten für öffentliche Bauten und geförderte Bauvorhaben gestrichen werden.

Der Preußische Landtag war auch deshalb in die Schlagzeilen geraten, weil bei Baustoffen und der Klimaanlage das die Ozonschicht zerstörende FCKW verwendet worden ist. Auch hatten sich die Kosten der Sanierung des Landtags mehr als verdoppelt. Dirk Wildt