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Letzte Fotos vor der Flucht: Sigmund Freud und Familie in Wien

Rechts gammelt Volker Rühe aus dem Bild, der wie kein anderer im derzeitigen Kabinett den Imperativen eines verdorbenen Über- Ichs folgt, links ist einer zu sehen, der ihm hätte helfen können, mit den bösen Mächten im Oberstübchen fertig zu werden: Sigmund Freud, unmittelbar vor seiner erzwungenen Emigration aus Wien im Jahre 1938. Der Fotograf Edmund Engelman hatte auf Empfehlung eines Freundes Gelegenheit, in der „Winterwohnung“ des Freud-Harems (Ehefrau, Schwägerin, Tochter, weibliche Dienstboten) zu fotografieren, und wurde auch der Auszeichnung teilhaftig, Freud und Frau zu portraitieren. Martha Freud, rechts im Bild, schlief mit Freud in einem Zimmer, durch das allein ihre Schwester Minna in ihr Schlafgemach gelangen konnte; die Haushälterin Paula nächtigte auf einer Couch im Flur, während sich die erwachsene Anna Freud am entgegengesetzten Ende der 500 qm großen Wohnung eingerichtet hatte: Details, die ein Grundriß der Wohnung festhält. Dieselbe war im Stil jener Jahre eingerichtet (und dient heute, mit dem alten Mobiliar ausgestattet einschließlich der legendären Couch, als Museum); Portraits von Freunden, Familienmitgliedern und Freud selbst schauten ernst aus den Rahmen an der Wand, in großen Vitrinen waren Antiquitäten ausgestellt. Obwohl der Fotograf von Freuds Sammelleidenschaft wußte, war er erstaunt „über die unvorstellbare Zahl der Kunstwerke. Von den beliebten Dingen aus dem österreichischen Barock oder Biedermeier war nichts dabei; man sah nur echte Altertümer römischer, ägyptischer, assyrischer und etruskischer Herkunft. Wohin man auch schaute, blickte man in die Vergangenheit.“ Edmund Engelman: „Sigmund Freud“. Mit Texten von Engelmann und Inge Scholz-Strasser. Großformat, 111 Seiten, geb., 39,80 DM, Deuticke Verlag Wien

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