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Lob des Suppenwürfels

■ Wedekind als Werbetexter bei Maggi / Ausstellung in Hannover

„Es liegt in der Natur des Menschen, daß er Dinge, die ihm am unentbehrlichsten sind, am meisten verachtet.“ Dieser Satz aus der Feder des Dichters Frank Wedekind (1864-1918) diente dem Verfasser von Dramen wie „Frühlings Erwachen“ nicht etwa als Auftakt zu einer philosophischen Betrachtung. Wedekind nutzte ihn zu weit profanerem Zwecke — es war der Einstieg in einen Reklametext für „Suppen-Nahrung“. Unter der Überschrift „Frank Wedekind als Werbetexter bei Maggi“ erinnert derzeit eine Ausstellung im Theatermuseum von Wedekinds Geburtsstadt Hannover an die eher unbekannte Karriere des Literaten.

Finanzielle Not zwang Frank Wedekind, mit Werbung Geld zu verdienen. Nachdem er als Jurastudent sein Geld durchgebracht hatte, sperrte ihm der Vater die regelmäßigen Zuwendungen. 1886 lernte er Julius Maggi kennen, der im selben Jahr im schweizerischen Kempttal eine „Fabrik für Suppennahrung“ gegründet hatte und noch einen Werbetexter suchte. So wurde Frank Wedekind von dem Suppenhersteller bis zum Juli 1887 als „Vorsteher des Reclame- und Pressebüros“ eingestellt.

Die Reklametexte Wedekinds, honoriert mit eineinhalb Schweizer Franken pro Stück, zeugen bereits vom literarischen Talent des Dichters. So verbindet er lyrisch die Produktwerbung mit der Erinnerung an ein Essen mit seiner Geliebten. „Und reicht sie mir dann mit dem Lächeln von damals die Flasche mit Suppenwürze über den Tisch, so faßt mich wonniges Leben und ich glaube von neuem den Pulsschlag des Weltengeistes zu spüren.“

Beim Lob der Suppenwürfel stellte der bissige Kritiker der spießbürgerlichen Schein-und Doppelmoral hohe Ansprüche an sich selbst. „Längere Reclam-Artikel habe ich verschiedene angefangen, aber vermochte sie noch nicht zu meiner Befriedigung zu vollenden“, schrieb er im April 1887 seinem Chef. Kai Portmann/lni

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