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Zur Schürze als solche

■ Ihre Geschichte ist Teil der Frauengeschichte

„Die Geschichte der Schürze ist ein Stück Geschichte der Frau“, meint Brigitte Hoffmeister aus Bad Iburg im Landkreis Osnabrück. Seit vier Jahren sammelt sie Schürzen und hat es mittlerweile auf 55 Exemplare verschiedenster Art gebracht. Die Studienrätin nennt die Kleidungsstücke auch „das Gesicht der Arbeit“. Mit ihrer Sammlung will sie in vielen Facetten aufzeigen, „was die Frau leisten muß“.

Die Schürze ist Schweißtuch und Trachtenstück, Trauerbekleidung und Sonntagszier. Sie dient beim Kochen, Servieren und Pflegen, Marktfrauen putzen das Obst darin, und Mütter wischen ihren Kindern damit die Tränen aus den Augen. „Ich spüre immer die Frau dahinter“, sagt Brigitte Hoffmeister. Deshalb gestaltet sie Wandcollagen aus den Schürzen, die Frauentypisches aufdecken sollen.

Da sind zum Beispiel drei weiße Serviererinnen-Schürzen auf einem lilafarbenen Tuch zu erkennen, das die Frauenbewegung symbolisiert: Die Schürzen erinnern nicht nur ihre Besitzerin an Albatrosse beim Versuch, sich freizufliegen. „Gerüchteküche“ heißt eine Collage mit sechs schwarzen und einer zierlichen weißen Schürze. Sie stellt Intrigen, Neid und Falschheit dar, „alles das, was Frauen gegeneinander aufbringen können“, sagt Brigitte Hoffmeister.

Die ausgefalteten Schürzenträger verdeutlichen, wie sich Frauen über andere „das Maul zerreißen“. Die Künstlerin klammert in ihren Collagen auch Begriffe wie „Schürzenzins“ nicht aus. Damit soll an die Leibeigenschaft früherer Jahrhunderte erinnert werden, als die Hochzeitsnacht nicht dem Gatten, sondern dem Herrn gehörte. Männerschürzen gibt es im Fundus der Künstlerin übrigens nicht: Als männliches Pendant zur Schürze „müßte ich Uniformen sammeln“, sagt Brigitte Hoffmeister.

Daniel Meier /dpa

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