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Vom Kuhhandel auf dem Ländle

■ Frische Gerüchte vor der SDR-Intendantenwahl am 27.9.

Vor der Wahl eines neuen SDR- Intendanten am 27.9. brodelt die Gerüchteküche. Drei Kandidaten und eine Kandidatin bewerben sich um den Chefsessel. Neben dem amtierenden Hermann Fünfgeld sind das Gunter Haug, Fernsehdirektor beim SWF, der Cellist und Konzertveranstalter Bernhard Michael und Rieke Müller-Kaldenberg, SDR-Fernsehredakteurin.

Nach achtjähriger Personalratstätigkeit gilt Rieke Müller-Kaldenberg als Wunschkandidatin der SDR-Mitarbeiter. Zumal die drastischen Einsparungen der vergangenen Jahre für Unmut bei der Belegschaft sorgten: Kürzungen ohne Konzept werden der amtierenden Direktion vorgeworfen. Dennoch würde es an ein Wunder grenzen, wenn ausgerechnet im eher konservativen Ländle zum ersten Mal eine Frau an die Spitze einer Landesrundfunkanstalt gewählt werden würde.

Gunter Haug vom benachbarten Südwestfunk macht auf eigene Art auf sich aufmerksam. Das CDU-Mitglied hat das Gerücht in die Welt gesetzt, es existiere eine „Art Tauschhandel“ zwischen der CDU und Hermann Fünfgeld: Der solle wiedergewählt werden, um dann dafür zu sorgen, daß der SDR in zwei Jahren mit dem SWF fusioniert. Generalintendant des Zusammenschlusses könnte dann SWF-Intendant Peter Voß werden.

Unisono haben Fünfgeld, Voß und Günther Oettinger, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, diese Gerüchte zurückgewiesen. Dennoch fordert auch Oettinger, der die Medienpolitik der großen Koalition bestimmt, mit Nachdruck eine stärkere Sender-Kooperation. Nur so sei eine finanzielle Sanierung möglich. Sein SPD- Kollege Ulrich Maurer stößt neuerdings ins gleiche Horn. Der SPD- Landes- und Fraktionsvorsitzende tritt dafür ein, die Fernsehfilm- Produktionsgesellschaften beider Sender zusammenzufassen und zu privatisieren. Außerdem möchte Maurer eine neue Aufgabenteilung der beiden Anstalten: die aktuelle Berichterstattung in Stuttgart, die große Produktion in Baden-Baden.

Von einer vollkommenen Verschmelzung beider Sender hält offiziell bisher niemand etwas. SDR- Intendant Fünfgeld stimmt einer „weitgehenden Kooperation“ zu, lehnt die Fusion jedoch ab. Kürzlich schloß auch Ministerpräsident Erwin Teufel eine Zusammenlegung aus. Da sich das Defizit beider Sender in diesem Jahr (SDR: 37 Millionen Mark Miese; SWF: 27,4 Millionen), eher vergrößern als verringern wird, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die komplette Neuordnung der öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten wieder auf die Tagesordnung gesetzt wird. Matthias Tang

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