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Kambodscha: Die UNO brachte den König zurück

■ Sihanouk unterzeichnet neue Verfassung / UNO-Mission offiziell beendet

Phnom Penh (AFP/taz) – Kambodschas Prinz Norodom Sihanouk hat am Freitag den Thron bestiegen und ist damit nach 38 Jahren wieder König des südostasiatischen Landes. Nach der neuen Verfassung, die Sihanouk am Morgen mit seiner Unterschrift im Thronsaal des Königspalastes von Phnom Penh in Kraft gesetzt hatte, steht er an der Spitze einer konstitutionellen Monarchie.

Vor einer Menschenmenge bezeichnete der 70 Jahre alte Sihanouk das bereits am Dienstag von der verfassunggebenden Versammlung gebilligte Grundgesetz als „Meisterwerk der Demokratie“. Mit der Thronbesteigung des möglicherweise krebskranken Sihanouk, der als einziger kambodschanischer Politiker von allen Fraktionen geachtet und gebraucht wird, ging das 18monatige Mandat der UN-Übergangsverwaltung (UNTAC) zu Ende. UNTAC-Chef Yasushi Akashi erklärte, die Vereinten Nationen hätten in Kambodscha eine ihrer umfangreichsten Friedensoperationen erfolgreich zu Ende gebracht. Sihanouk, der von den ehemaligen Bürgerkriegsparteien schon vor Wochen zum König designiert worden war, wurde gestern offiziell vor einem fünfköpfigen Thronrat zum Monarchen gewählt. Nach der neuen Verfassung hat er den Oberbefehl über die Armee und muß Entlassungen und Ernennungen von Regierungsmitgliedern seine Zustimmung geben.

Die Unterzeichnung der Verfassung durch Sihanouk fand vor den 120 in traditionelle Gewänder gehüllten Mitgliedern der Nationalversammlung sowie in Anwesenheit des diplomatischen Corps und führender Vertreter der UNO-Übergangsverwaltung statt. Anschließend trat Sihanouk vor eine jubelnde Menschenmenge, die sich vor dem Palast versammelt hatte. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, einige ehemalige Kämpfer der Roten Khmer persönlich zu begrüßen, die das Amnestieangebot der Regierung angenommen hatten.

Sihanouk hatte bereits unter französischer Kolonialherrschaft im Jahre 1941 als Nachfolger seines Großvaters den kambodschanischen Königsthron bestiegen. 1955 dankte er zugunsten seines Vaters ab – aber nicht, um sich von der Politik zurückzuziehen. Statt dessen schuf er eine politische Bewegung, an deren Spitze er sich setzte. Er wurde Premier und nach dem Tode seines Vaters auch Staatschef, verzichtete jedoch auf den Königstitel.

Sihanouk, der lange versucht hatte, sein Land aus dem Vietnamkrieg herauszuhalten, wurde 1970 von General Lon Nol gestürzt, mit Unterstützung der USA.

Sihanouk wird vom kambodschanischen Volk sehr verehrt. Für viele war seine Regierungszeit die einzige in ihrem Leben, in der es Frieden und relative Stabilität gab – auch wenn er mit der Opposition nicht zimperlich umging. Sogar eingeschworene Anhänger Pol Pots – unter deren Herrschaft 1975 bis 1978 Hunderttausende, möglicherweise eine Million Menschen, umkamen – und ehemalige Führer der 1979 von Vietnam eingesetzten Regierungspartei in Phnom Penh ebenso wie überzeugte Demokraten begrüßen seine Wiedereinsetzung als König.

Sihanouk, der am Donnerstag von Peking kommend in der kambodschanischen Hauptstadt eingetroffen war, hatte bei seiner Ankunft versprochen, die Menschenrechte zu wahren und den Übergang zur Marktwirtschaft sowie zu einer freiheitlichen Demokratie zu gewährleisten. In der kommenden Woche will der König nach Peking zurückkehren. Dort soll ihm ein Tumor entfernt werden. Prinz Ranariddh, ein Sohn Sihanouks, soll in der künftigen Regierung die Funktion eines Ersten Ministerpräsidenten übernehmen. Hun Sen von der ehemals kommunistischen Regierungspartei Kambodschanische Volkspartei soll Zweiter Ministerpräsident werden. Der Kommandant der UN-Friedenstruppen in Kambodscha, General John Anderson, kündigte am Dienstag an, daß er und UNTAC- Chef Yasushi Akashi das Land bereits am Samstag verlassen wollten.

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