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Für ein selbstbestimmtes Leben

■ Neu: Beratungsladen des Betreuungsvereins „Hilfswerk“ in Walle

In Walle öffnete gestern eine neue Beratungsstelle ihre Türen: Das „Hilfswerk Bremen für Menschen mit Beeinträchtigungen e.V.“. In dem hellen großzügigen Raum erstrahlte alles im Glanz des tadellos Neuen. Auf den kobaltblauen Stühlen werden sich in Zukunft sowohl ehrenamtliche BetreuerInnen und Betreute für ein Weilchen niederlassen und Erfahrungen austauschen.

Früher war es so: Wer krank, alt oder behindert war, bekam per Gesetz entweder einen Vormund oder stand unter Gebrechlichkeitspflegschaft. Die Zeiten dieser Bevormundung sind vorbei: Seit Inkrafttreten des „Betreuungsgesetzes“ kann niemand mehr entmündigt werden. Seit Januar vergangenen Jahres können die Betroffenen ihren Betreuer selbst wählen.

„Viele ehrenamtliche BetreuerInnen scheinen nur darauf gewartet zu haben, daß es eine Anlaufstelle wie diese gibt“, sagte gestern Ulrike Bachmann, Diplom-Sozialarbeiterin bei „Hilfswerk“. Der Verein unterstützt behinderte Menschen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte im Alltag. Das kann zum Beispiel Hilfe bei Vermögens-, Renten-, oder Wohnungsprobleme sein. „Wir wollen Menschen soviel Selbstbestimmung geben, wie möglich. Diese Zielsetzung liegt uns besonders am Herzen“, sagte Horst Frehe, Richter beim Sozialgericht und Vorsitzender des Vereins „Selbstbestimmt Leben“. Frehe spricht nicht nur für seinen Verein, denn „Hilfswerk“ ist in Kooperation des Vereins „Selbstbestimmt Leben“ und „Lebenshilfe für geistig Behinderte Bremen e.V.“ entstanden.

Diese neuartige Zusammenarbeit begrüßte Sozialsenatorin Irmgard Gaertner. Sie rief in Erinnerung, daß es früher eine ganz scharfe Trennung zwischen den körperlich und geistig behinderten Menschen gegeben habe. Obgleich die Zusammenarbeit auf neue Wege hindeute, und auch das Betreuungsgesetz ein Fortschritt sei, kritisierte Gaertner: „Es ist noch immer nicht gelungen, behinderte Menschen in der Gesellschaft zu integrieren.“

Bisher kommen 20 eherenamtliche BetreuerInnen in dem Verein zusammen. Ulrike Bachmann meint, daß sie zwar einige hundert BetreuerInnen brauchen könnten. „Doch ohne die erwünschten Hundert schafft man es auch“, sagt sie. vivA

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