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Pluspunkte für Bremer-Hütte

■ Dioxin-Debatte an der Ruhr / EG lehnt Eko-Subvention ab

Was anderen Stahlwerken schadet, nützt der Bremer Hütte...

Am vergangenen Montag hatte das Nachrichtenmagazin „Focus“ erstmals über die Dioxin-Messungen an den Sinteranlagen der Stahlwerke des Ruhrgebietes berichtet, gestern veröffentlichte die Lokalpresse in Dortmund erste Reaktionen der Parteien, die eine Prüfung der Aussagen der Wissenschaftler des Landesamtes fordern. Die Stahl-Konzerne von Thyssen und Krupp-Hoesch sind derweil vor allem auch deshalb verärgert und verunsichert, weil die öffentliche Diskussion in die heiße Phase der Sondierungen der europäischen Stahlindustrie über Kapazitätseinschränkungen fällt. Die Klöckner-Chefetage, fast vollständig in Brüssel und Duisburg zu Verhandlungen, konnte die gute Presse als Pluspunkt verbuchen.

Positiv für Bremen im Konkurrenzkampf um die Stahlkapa

hier das Industrie-Bild

zitäten ist auch, daß die europäischen EG-Partner keinerlei Rücksicht auf die Tatsache auf die „Aufbau-Ost“-Programme der Bundesregierung nehmen wollen. „Eko liegt der Brüsseler Stahlpolitik im Weg wie der Bauernhof auf der Trasse einer geplanten Autobahn“, formulierte ein Beobachter.

Wirtschaftsminister Rexroth hatte in Brüssel dafür geworben, für das Eko-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt eine Ausnahme gelten zu lassen und den Neubau einer Warmbreitband-Straße zu genehmigen. Beamte der EG- Kommission hatten die rhetorische Frage aufgeworfen, ob der Bonner Minister wirklich glaube, iin Brüssel etwas erreichen zu können, wenn er in einem „Hoppla-jetzt-komm-ich“-Stil auftauche, seine Forderungen präsentiere und wieder vorzeitig

wieder verschwinde. Bonner Minister hätten in der Regel zu wenig Zeit zur Vorbereitung auf die Sitzungen in Brüssel. Sie kämen zu spät und gingen zu früh - von dem Versuch, in geduldiger Diplomatie im Ministerrat Verbündete zu suchen, sei selten etwas zu spüren. Solche Stimmungen hatte die Wirtschaftsvereinigung Stahl mit deftiger Kritik gewürzt.

Rexroth hatte sein Engagement In Brüssel so sehr auf die Frage der zusätzlichen Kapazitäten für Eko-Stahl konzentriert, daß die westdeutschen Stahl-Unternehmen im Nachhinein heftige Kritik am bundesdeutschen Wirtschaftsminister übten. Die Wirtschaftsminister der EG hatten ganz klar signalisiert, daß sie dem Aufbau zusätzlicher Kapazitäten im November nicht zustimmen werden.

In den Schubladen der bremischen Klöckner-Hütte liegt für diesen Fall der Vorschlag, die Brammen von Eisenhüttenstadt an die Weser zu bringen und hier zu walzen — wenn Eko-Stahl nicht zu einem „integrierten Stahlwerk“ ausgebaut werden darf, könnte darin ein Wettbewerbsvorteil für Bremen liegen.

Noch aber ist offen, wer als Anteilseigner bei der Bremer Hütte einsteigt, wenn die Klöckner-AG Duisburg die Mehrheit der Anteile abstoßen will. K.W.

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